Ruhig und atmosphärisch erzählt

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la calavera catrina Avatar

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„Wenn ich sterbe, werde ich auf dem Meer sterben.“

"Die Passage nach Maskat" entführt ins Jahr 1929 auf eine Schiffsreise von Marseille nach Maskat und erzählt von einem Passagier namens Theodor Jung. Er ist Fotoreporter der Berliner Illustrierten und leidet unter den Folgen des Krieges. Jung begleitet seine Frau Dora und dessen Familie, die aus geschäftlichen Gründen nach Maskat reisen. Die Beziehung zur Familie ist angespannt, die Ehe leidenschaftslos. Jung erhofft sich einen Neuanfang und ist überglücklich, als Dora ihm verrät, dass sie schwanger ist. Als Dora daraufhin spurlos verschwindet, plagt Jung eine zermürbende Ungewissheit. Es gibt keine Beweise für Doras Aufenthalt an Bord. Ihre Familie will sie nicht gesehen haben. Jung zweifelt an seinem Verstand, doch er versucht Ruhe zu bewahren, zu beobachten und Hinweise zu sammeln, die ihm Klarheit verschaffen. Glücklicherweise unterstützt ihn die Stewardess Funny, die selbst viele Jahre ihren vermissten Ehemann gesucht hat und gibt dem emotional angeschlagenem Jung Stabilität, als er sich seinen Ängsten stellen muss, während immer mehr „Unfälle“ auf der Champollion seine Suche behindern.

Den damalige Zeitgeist und die ägyptischen Sehenswürdigkeiten hat Cay Rademacher atmosphärisch eingefangen. Wunderbar lebendig und bildhaft erzählt er von den Düften feiner Gewürze und dem Lebensgefühl an Bord zwischen Luxus und Frivolität. Die Charakter sind abwechslungsreich und eigenwillig. Jung ist der authentische Romanmittelpunkt, der sich seinem Schicksal nicht ergibt. Das Ende hat mir besonders gut gefallen und alle Rätsel wurden zufriedenstellend aufgeklärt. Ein Roman mit toller Atmosphäre und angenehmem Spannungsbogen, der mir schöne Lesestunden beschert hat.