Spannend geschriebener Mix aus Reisebericht und Krimi mit historischem Hintergrund

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nathalielamieux Avatar

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Cay Rademacher ist einer der Autoren, der seit mehreren Jahren einen festen Platz in meinem Lesejahr hat. Seine Krimis um Capitaine Roger Blanc in der Provence nähren verlässlich mein Fernweh. Bereits vor dieser Reihe veröffentlichte er eine Kriminal-Trilogie über das Hamburg der Nachkriegsjahre. Daher wusste ich, dass er auch historische Stoffe gut erzählen kann. Umso mehr freute ich mich über sein neues Buch „Die Passage nach Maskat“, soeben erschienen bei Dumont.
Schon das Cover verspricht dem Leser eine Schiffsreise Richtung Orient und in die Welt der 20er Jahre und das wird auch eingelöst.
Der Berliner Pressefotograf Theodor Jung ist davon überzeugt: „Wenn ich sterbe, werde ich auf dem Meer sterben.“ Gegen diese Überzeugung macht er sich gemeinsam mit seiner Frau Dora, deren reichen Kaufmanns-Eltern und Bruder und dem Prokurist der Firma auf den Weg nach Maskat. Dort möchten die Inhaber einer Hamburger Firma, die mit Gewürzen handelt, neue Märkte erschließen, während Theodor die Reise fotografisch begleiten soll. Noch vor dem Ablegen in Marseille bedroht der Prokurist Theodor, er solle wieder von Bord gehen, wenn er sich nicht in Gefahr begeben wolle. Doch Theodor möchte die etwas angeschlagene Beziehung zu seiner Frau wieder intensivieren und denkt gar nicht daran. Er überwindet seine Angst, die auf ein traumatisches Kriegserlebnis auf einem sinkenden U-Boot zurückgeht. Die „Champollion“ macht sich auf den Weg Richtung Suezkanal während sich die Mitreisenden kennenlernen: Besatzungsmitglieder, eine extravagante Nackttänzerin, ein Schläger aus der Unterwelt, der in der dritten Klasse reist und andere durchaus skurrile Gestalten.
Plötzlich verschwindet Dora. Theodor macht sich auf die Suche nach ihr. Doch nicht nur hat sie angeblich niemand gesehen, sondern alle Personen und Dokumente sagen aus, dass sie niemals an Bord war. Dabei erinnert er sich doch genau. Oder doch nicht? Wieso sucht ihre Familie nicht nach ihr? Wieso geschehen seltsame Unfälle? Und sogar Morde?
Überall lauern Gefahren, selbst auf den Landgängen der Seereise, bei den Pyramiden von Gizeh, beim Besuch von Howard Carter im Tal der Könige oder in der Altstadt von Aden.

Geschickt entführt uns Cay Rademacher auf den historisch verbürgten Luxusliner „Champollion“ und lässt das Ambiente vom ägyptisch dekorierten Schiff nebst Personal in den 20er-Jahren glaubhaft entstehen. Die Gesellschaft sieht man vor sich, die Reiseroute und ihre Stationen werden lebendig erzählt. Ein spannend geschriebener Mix aus Reisebericht und Krimi mit historischem Hintergrund – genau das richtige, um sich beim Lesen wegzuträumen.