Spannender historischer Kriminalroman

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monika85 Avatar

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Der Dumont Verlag hat "Die Passage nach Maskat" veröffentlicht, den neuen historischen Kriminalroman von Cay Rademacher. Ich hatte bislang noch nichts von dem Autor gelesen, aber sowohl das schöne Cover als auch der vielversprechende Klappentext machten mich sehr neugierig auf das Buch. Ich mag ruhig erzählte Krimis ohne Gemetzel und lag daher mit diesem Buch genau richtig.

Wir schreiben das Jahr 1929: In Marseille sticht das Passagierschiff Champollion Richtung Orient in See.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der traumatisierte Kriegsrückkehrer Theodor Jung aus Berlin. Der 30jährige arbeitet als Fotoreporter für die Berliner Illustrirte, die sich übrigens erst ab 1941 Berliner Illustrierte nennt. Sein Auftrag besteht darin, eine Fotoreportage über die Reise zu fertigen. In Jungs Begleitung befinden sich neben seiner Ehefrau Dora, mit der er seit 10 Jahren verheiratet ist, sein Schwager Ernst sowie die Schwiegereltern Hugo und Marthe Rosterg. Hugo Rosterg kommt aus Hamburg, ist wohlhabender Importeur von exotischen Gewürzen und beabsichtigt, in Arabien Einkäufe zu tätigen. Mit dabei ist außerdem Hugos Prokurist Bertold Lüttgen.

Bereits nach nur zwei Tagen verschwindet Dora spurlos. Ihr Stuhl am gemeinsamen Esstisch fehlt, alle behaupten, dass Dora nie mit an Bord gewesen ist, und tatsächlich steht auch ihr Name nicht auf der Passagierliste. Theodor versteht die Welt nicht mehr und beginnt, an seinem Verstand zu zweifeln. Die Reise wird für ihn zum Albtraum, und er begibt sich auf die Suche nach seiner Ehefrau.

Der Autor nimmt sich nicht nur viel Zeit für die Beschreibung der einzelnen Personen, sondern schildert auch sehr detailreich das Leben an Bord und die einzelnen Stationen der Reise. Das mag manchem Leser vielleicht etwas zu ausführlich sein, mir hat es gefallen. Ich habe die detaillierten Beschreibungen genossen, sie gaben mir das Gefühl, mit dabei zu sein. Sehr interessant fand ich auch die Schilderung  der Klassenunterschiede auf dem Schiff.
Die Spannung steigert sich langsam, aber stetig. Geschickt hat der Autor mehrere Wendungen eingebaut, immer wieder gibt es neue Spuren, und das Ende hat mich dann sehr überrascht. 

Der schöne Erzählstil ist flüssig, die Charaktere hat der Autor sehr gut skizziert.
Ich habe mich gern von Cay Rademacher in die Goldenen Zwanziger entführen lassen und dabei gut unterhalten gefühlt.