Unverhofft Detektiv

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coni90 Avatar

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Inhalt: Spätsommer 1929, der letzte Sommer der Goldenen Zwanziger. Niemand erkennt die Vorzeichen der Weltwirtschaftskrise. Noch bestimmen Luxus und Frivolität, Jazz und Kokain den Rhythmus des Lebens – auch auf dem Ozeanliner Champollion, der von Marseille aus Richtung Orient in See sticht: Port Said, der Suezkanal, Jemen, Oman ... Zu den illustren Passagieren gehören eine skandalumwitterte Nackttänzerin aus Berlin und ein mysteriöser römischer Anwalt, eine adelige englische Lady und ein nur scheinbar naiver amerikanischer Ingenieur, ein Schläger aus der Unterwelt – und Theodor Jung, traumatisierter Kriegsveteran und Fotoreporter der Berliner Illustrirten, der größten Zeitschrift Europas. Er soll eine Reportage über die Reise machen. Seine Frau Dora begleitet ihn. Sie entstammt der Hamburger Kaufmannsfamilie Rosterg, die ebenfalls nach Maskat reist, um mit den sagenhaften Gewürzen Arabiens zu handeln. Theodor hofft, dass die abenteuerliche Passage die Leidenschaft in ihrer Ehe neu entfacht. Doch Doras herrische Eltern und ihr gewalttätiger Bruder verachten ihn, und Bertold Lüttgen, der intrigante Prokurist der Firma, hat selbst ein Auge auf die Tochter seines Chefs geworfen. Als Dora nach wenigen Tagen auf der Champollion spurlos verschwindet, wird die Reise für Theodor zum Albtraum – denn nicht nur die Familie Rosterg, auch die anderen Passagiere und Besatzungsmitglieder behaupten, Dora nie an Bord gesehen zu haben …

Den Autor Cay Rademacher kannte ich bereits im Vorfeld von seiner Krimi-Reihe rund um den Kommissar Roger Blanc, die ich sehr gerne lese. Umso gespannter war ich auf einen Krimi, der in den zwanziger Jahren spielt und vom Setting ein bisschen an Agatha Christies „Tod auf dem Nil“ erinnert. Mit einem dem Jahrzehnt angepasstem Sprachstil ist es Cay Rademacher sehr gut gelungen, mich in die späten Zwanziger zu entführen. Die Atmosphäre hat mich schnell in den Bann gezogen und schnell grübelte ich über die verschiedenen Verbindungen zwischen den einzelnen Figuren nach. Der Protagonist Theodor Jung war mir sehr sympathisch, vielmehr hatte ich oft Mitleid mit ihm – denn er hat eine furchtbare Schwieger-Familie! Zudem wird er unverhofft zum Detektiv, um seine Ehefrau wiederzufinden. Dabei schlägt er sich erstaunlich wacker. Wenn auch das „Agatha Christie Niveau“ nicht erreicht wurde, war der Roman durchweg spannend und unterhaltsam. Das Finale war überraschend und ich hoffe, dass dies nicht der letzte Fall für Theodor Jung gewesen sein wird.