Das Bild einer ganzen Generation

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Anna und Tom sind Kreative. Digitale Nomaden, die auf der Suche sind. Wonach, das wissen sie selber nicht genau aber sie hoffen es in Berlin zu finden. Die Stadt scheint perfekt dafür geeignet zu sein. Die AirBnB Wohnungen sind fotogen, das Nachtleben aufregend, Netzwerken so einfach wie sonst nirgends, überall treffen sie auf Gleichgesinnte. Überhaupt wirkt das Leben so glanzvoll und perfekt wie im Katalog und alles fließt gleichmäßig dahin, langsam genug um mitzukommen, schnell genug um sich nicht zu langweilen. Zuminstest für eine Weile.

Vincenzo Latronico beschreibt das Leben von Anna und Tom, die genauso gut eine einzige Person oder stellvertretend eine ganze Generation sein könnten, in distanziertem, fast schon voyeuristischem Ton. Wir beobachten sie von aussen, sehen wie sich ihr Leben in Bildern und Situationen aneinander reiht, alles ist Ton in Ton abgestimmt mit ihren schicken Altbauwohnungen, Monsteras und Instagramposts. Doch irgendwann fängt das Leben an sie zu langweilen, sie sind unzufrieden und hungrig nach mehr. Also wird die Wohnung untervermietet, das MacBook eingepackt und los geht es ins europäische Ausland, auf die Suche nach neuen Abenteuern, neuen Jobs und dem großen Glück.

Es ist faszinierend wie großartig der Autor das Lebensgefühl einer ganzen Generation einfängt; wenig Handlung, viele Beobachtungen und Klischees die alle wahr und authentisch wirken. Unser digitales Zeitalter wird perfekt beschrieben, alle streben nach Individualismus und sind doch dabei furchtbar gewöhnlich. Tragen sie doch die ganze Zeit eine latente Unzufriedenheit und Ruhelosigkeit mit sich herum die sie nicht richtig greifen können.

Anna und Tom blieben mir als Menschen beim Lesen fremd. Was allerdings überhaupt nicht schlimm war denn ich habe einen kurzen aber sehr intensiven Eindruck bekommen wie ein Leben aussehen kann, war aber auch froh zu wissen dass es nicht meins ist und ich es nach knapp 130 Seiten wieder verlassen konnte.

Aus dem Italienischen übersetzt von Verena von Koskull