Ein Blick hinter die Fassade

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chemangel Avatar

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In "Die Perfektionen" von Vincenzo Latronico werden die Porträts von Anna und Tom, zwei jungen Graphikdesignern in Berlin, gezeichnet. Der Schreibstil des Romans wird auf dem Büchrücken treffend als "lakonisch und satirisch" beschrieben und die Geschichte lässt sich gut innerhalb eines Abends lesen. Durch die Beschreibung der Wohnung des Paares, die voller typischer Instagram-tauglichen Einrichtungskonzepte ist, wird die Unverbindlichkeit und Beliebigkeit des Mainstreams dargestellt, die sich auf ihr gesamtes Leben ausdehnt. Mit der Veränderung Berlins und dem Weggehen ihrer Freunde, wächst die Sehnsucht nach einem neuen Aufbruch, aber die beiden finden keine notwendige Ruhe.

Latronico schafft es, ein universelles Porträt einer Generation zu schaffen, die nach Bedeutung und Sinnhaftigkeit sucht. Der Roman ist vielschichtig und interpretationsoffen, mit einem Nachklang, der die Frage nach einem eigenen Bedürfnis nach einer Fassade aufwirft.

Die Hardcover-Ausgabe kommt in einem schlichten Cover einher, das sehr gut zu dem verzerrten Bild der Alltagsrealität unserer Protagonisten passt. Von links her zieht sich ein leichter Schleier über das Cover, der auch den Titel leicht verwischt und durch eine besondere Habtik noch mehr an Prominenz gewinnt.

Als Fazit muss ich sagen, dass dieses Buch zum Nachdenken anregt. Nicht nur zur eigenen Situation, sondern vielmehr eröffnet es eine Sichtweise darauf, unter welchen Umständen eine vermeintlich perfekte "Fassadenrealität" aufrecht erhalten wird, die heutzutage als das Ziel vieler junger Menschen betrachtet wird