Ein Buch für eine ganze Generation

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Rezension zu "Die Perfektionen" von Vincenzo Latronico

Darum geht's:
Anna und Tom sind die klischeehaftesten Vertreter:innen der Generation Z, die wohl je auf Papier gedruckt wurden. Beide selbstständig im Digital Creative Bereich (hört sich wichtig an und niemand weiß so recht, was da wirklich gearbeitet wird) sind sie von ihrer spanischen Heimat nach Berlin gezogen, um dort zu sein, wo das Leben pulsiert. Wo sich momentan der globale Schmelztiegel aller priviliegierten Kulturen befindet. Da wo mensch hin muss, wenn mensch echt was erreichen will. Dazugehören will. Ganz nach oben will, aber auf keinen Fall in ausgetretenen Pfaden.
Die passende Wohnung, Freund:innen (oder wohl eher Bekannten), einen HomeOffice-Arbeitsplatz und Freizeitbeschäftigungen haben sie sich ebenfalls zugelegt. Auf Instagram sieht alles ganz wunderbar aus. Erstrebenswert. Diese beiden jungen Menschen haben es augenscheinlich geschafft.
Doch langsam aber sich bröckelt die Fassade. Es ist an der Zeit, dass der von ihnen geschaffene Lebensstil zeigt, ob er auch zukunftstauglich und auf Dauer tatsächlich erfüllend ist...

So sieht's aus:
Das Cover dieses Buchs hat mich magisch angezogen. Ab einem gewissen Alter weiß jeder Mensch, dass nichts und niemand perfekt ist. Perfekt sein kann. Daher ist der Titel des Buchs schon bewusst ironisch gemeint. Er gibt einen kleinen Vorgeschmack auf das was kommen wird.
DIe Haptik des Umschlags ist ebenfalls der Wahnsinn. Die aufwändigen Details haben sich aus meiner Sicht ausgezahlt.

Kritik:
Wieviel Lebensgefühl kann ein Autor auf nur 160 Seiten schon rüberbringen? Vincenzo Latronico benötigt dafür offenbar nur 5 bis 6 Seiten! Ich konnte mich sofort in die Hauptprotagonist:innen Anna und Tom hineinfühlen. Konnte ihren Spirit fühlen und ihre Intentionen nachvollziehen. Deshalb und wegen des klaren, prägnanten und leicht lesbaren Schreibstils des Autors wurde "Die Perfektionen" für mich eigentlich sofort zum Pageturner. Ich habe den Roman regelrecht verschlungen. Es war so spannend wie sich Anna und Toms Lebenswelt vor meinem inneren Auge aufgebaut hat, während ich ab der ersten Seite gleichzeitig schon wusste, dass selbige irgendwann zusammenbrechen wird.
Mit Leichtigkeit zeichnet Vincenzo Latronico verschiedenste Charaktäre, mit denen sich seine Leser:innen binnen kürzester Zeit identifizieren können. Beeindruckende Gabe!
Obwohl ich kurze Bücher wie dieses liebe, möchte ich von diesem Autor noch viel mehr lesen!

Abschließend möchte ich noch die deutsche Band Kraftklub zitieren, wenn sie singt: "Ich will nicht nach Berlin!" Könnte der Soundtrack zu diesem Buch sein!