Ertappt.

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janicka13 Avatar

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Was mit einer etwas langatmigen Beschreibung klischeehafter Instagram-Bilder aus der Berliner Altbauwohnung zweier Online-Designer beginnt, ist eine beobachtende Zusammenfassung ihres Lebensabschnitt zwischen 20 und 30. Der Autor hat dem Buch ein Zitat von Georges Perec vorangestellt ("Dort war das wahre Leben, das sie kennenlernen, dass sie führen wollten.") Die beschriebene Sehnsucht nach einem Leben, das es dort draußen geben muss, treibt die Protagonisten, die selbst nie zu Wort kommen, stetig voran, ohne das wirklich ein Fortschritt erkennbar ist. Es wirkt fast, als hätte der Autor das Zitat als Anlass genommen, um es mit einer Geschichte auszufüllen. Und tatsächlich scheinen die Parallelen zu Perecs' Debüt "Die Dinge" umfangreich zu sein. Aus der Perspektive des allwissenden Erzählers erhält der Leser einen zusammenfassenden Überblick über den Alltag und die Lebensabschnitte der Protagonisten mit den Allerweltsnamen Tom und Anna und wird wiederholt darauf hingewiesen, dass die Annahmen der beiden über ihre Gefühlswelt, ihren Beruf, ihr Leben oft nicht ganz der Wahrheit entsprechen oder nicht zu Ende gedacht wurden.
Mir persönlich hat das Buch einige Erkenntnisse aufgezeigt, die auch in meinem Leben des Instagram-Konsums, der schönen Bilder, der tollen Designs und der hohen Erwartungen eine Rolle spielen. Ein Roman, der dazu führt, dass man sich als digital arbeitender und konsumierender Angehöriger der Generation Y hin und wieder an die eigene Nase fassen muss. Daher passt auch das dem Text hinten angestellte Zitat von Hans Magnus Enzensberger gut: "Dass Sie, der Sie dies lesen, dies lesen, ist fast schon ein Beweis: ein Beweis, dass Sie dazugehören."