Familie zwischen Iran und Amerika

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Die Perserinnen erzählt die Geschichten der Frauen der Familie Valiat, die vor der Iranischen Revolution eine bedeutende Stellung innehatten. Während die Töchter Shirin und Sima mit ihren Familien über Umwege in die USA auswandern, bleibt Elizabeth mit einer ihrer Enkelinnen im Iran zurück.

Die Handlung wird abwechselnd aus der Perspektive der verschiedenen Frauen und in unterschiedlichen Zeiten erzählt. Dadurch erhalten die Leserinnen und Leser nicht nur verschiedene Sichtweisen, sondern auch tiefe Einblicke in die Gefühlswelt und Zerrissenheit der einzelnen Figuren. Elizabeth wächst in wohlhabenden Verhältnissen im Iran der 1940er Jahre auf, während ihre Töchter Shirin und Sima Anfang der 1980er in den USA ein neues Leben beginnen. Dank geschmuggelter Wertsachen leben sie auch dort im Wohlstand. Besonders interessant sind die Geschichten der beiden Enkelinnen: Niaz, die in den unruhigen Zeiten des Iran aufwächst, und Bita, die es in den USA bis zum Jurastudium schafft. Der Kontrast zwischen den beiden Kulturen wird dabei sehr deutlich herausgearbeitet.

Die großen Themen des Buches sind Familie und familiäre Konflikte, Heimatlosigkeit, Zugehörigkeit und natürlich die Geschichte des Irans. Diese Themen werden kunstvoll in die Schicksale der Frauen eingewoben und sind das eigentliche Highlight des Romans. Die wechselnden Perspektiven bringen Dynamik in die Handlung und verleihen dem Lesefluss Tempo. Die Grundstimmung des Buches ist eher melancholisch, da alle Figuren auf unterschiedliche Weise unglücklich sind und mit ihrem Leben hadern. Die familiären Konflikte werden realistisch dargestellt, auch wenn die Umstände, wie der immense Reichtum, die teils derbe Sprache und Shirins Verhalten, teilweise übertrieben wirken.

Der Erzählstil passt sich den jeweiligen Figuren an und schwankt zwischen unbedarft, resigniert, humorvoll, fatalistisch und bisweilen unflätig. An einigen Stellen zieht sich die Erzählung etwas in die Länge, und die Handlung scheint zeitweise auf der Stelle zu treten. Aufgrund der vielen verflochtenen Themen ist das Buch keine leichte Lektüre, doch die Mühe lohnt sich.

Insgesamt ist es ein bewegendes und vielschichtiges Werk, das einen tiefen Einblick in die iranische Geschichte, die Folgen von Flucht und eine komplexe Familiengeschichte bietet. Es hat mich sehr beeindruckt.