Das Leben der kleinen Leute in Berlin nach dem Ersten Weltkrieg

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magdas_buecherwelt Avatar

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Ich lese sehr gern historische Romane und habe mich sehr auf das Buch gefreut. Das Cover ist wunderschön, anhand der Kleidung der abgebildeten Frau erkennt man, dass die Handlung in Berlin nach dem Ersten Weltkrieg spielt.
In den recht langen Kapiteln lernen wir die junge Postbotin Regine und ihre Freundin Evi kennen, beide arbeiten bei der Reichspost.
1919: Da während des Krieges die Männer an die Front mussten, wurden Frauen als Briefzustellerinnen eingestellt. Nach Kriegsende sollen die Heimkehrer wiedereingestellt, und die weiblichen Aushilfen entlassen werden. Regine schließt sich mit einigen anderen Frauen zusammen, gemeinsam wollen sie gegen die Massenentlassungen vorgehen. Unterstützt werden sie dabei von dem ehrgeizigen Gewerkschafter Kurt.
Regines Eltern wünschen sich, dass ihre Tochter den Bäckermeister Smolka heiratet, der zwar viel älter als Regine ist, ihr dafür aber ein Leben in Wohlstand bieten könnte. Regine hat ihr Herz jedoch bereits an Kurt verloren.
Evi arbeitet als Telefonistin und hatte eine Affäre mit dem verheirateten Oberpostrat Eckstein. Sie leidet sehr unter der Trennung von Eckstein und kann ihn nicht vergessen. Schon bald erfährt sie, dass ihr ehemaliger Geliebter sich ihrer Kollegin Gretchen zugewandt hat.
Evi sucht verzweifelt nach ihrem Bruder Gerald, von dem sie seit Jahren nichts mehr gehört hatte. Evis Mutter Bernardine vermisst ihren Sohn auch sehr, der Vater ist Musiker und lebt von Bernardine getrennt.
Leider konnte mich der Roman nicht ganz überzeugen oder begeistern. Er hat einige Längen, und die Handlung plätschert ohne Höhepunkte dahin. Die Liebesgeschichte zwischen Regine und Kurt bleibt blass und emotionslos. Eigenartig fand ich, dass Evi sich häufig mit ihrer Nachfolgerin an der Seite von Eckstein trifft und austauscht anstatt die Freundschaft zu beenden. Das Leben der kleinen Leute in Berlin nach dem Ersten Weltkrieg wird authentisch dargestellt, der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Der Roman ist für Leser*Innen von historischen Romanen durchaus empfehlenswert.