Die Post ist da!

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tochteralice Avatar

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Da dieser Ruf auch während des Ersten Weltkriegs weiterhin erklingen sollte, haben Frauen die Stellen der mehr und mehr in den Krieg ziehenden Männer übernommen und mussten oft ganze Familienverbände durch die Arbeit ernähren, obwohl sie nur die Hälfte des Gehalts ihrer männlichen Vorgänger erhielten. Das war in Berlin nicht anders als in den übrigen Städten der Republik.

Nun - wir befinden uns im Frühling des Jahres 1919 - sollen sukzessive die Heimkehrer zurück in ihre früheren Positionen geführt werden, wodurch die Frauen - viele von ihnen Witwen - arbeitslos würden.

Auf der Suche nach Lösungen begegnen wir hier Regine, der ein ähnliches Schicksal droht, weswegen sie mit einem ältlichen Bäckermeister, der um sie wirbt, verheiratet werden soll - jedenfalls, wenn es nach ihren Eltern geht. Dabei hat sie, die mit Kolleginnen aktiv nach einer Lösung sucht, doch gerade den attraktiven Kurt kennengelernt, der auf eine Karriere in der Gewerkschaft, die zur Unterstützung anvisiert wird, hofft.

Ihre Kindheitsfreundin Evi hat zwar als Telefonistin eine sichere Position bei der Post inne, bringt sich jedoch selbst in die Bredouille, als ihr bisheriger Liebhaber - ein hohes Tier bei der Post - sie eiskalt fallen lässt. Dazu lebt sie allein mit ihrer depressiven Mutter und wartet auf die Rückkehr des Bruders aus dem Krieg.

Eine etwas verzweigte Geschichte, die gleichwohl durch die Schilderung des Arbeitskampfes der Frauen durchgehend die Spannung zu halten vermag. Autorin Elke Schneefuß schreibt eindringlich und kann sich zudem auf detaillierte Recherchen der historischen Entwicklungen stützen. Mir sind die Liebesränke ein wenig zu viel des Guten, mir wäre eine stärkere Fokussierung auf den Arbeitskampf lieber gewesen. Aber da repräsentiere ich vermutlich nicht den Großteil der Leserschaft. Zudem ist dies ein eher marginaler Einwand, denn trotz diesem habe ich das Buch gerne gelesen und würde mich über eine Fortsetzung freuen!