Die Äpfel-Birnen Sache

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"Er hatte ihre natürlichen Schlupflider entfernt und den Blick aus ihren rehbraunen Augen weit geöffnet. Die Nase hatte er klein und schmal gestaltet, den Mund dagegen voll und prall. Auf Zorzis kindlichen Körper hatte er runde Apfelbrüste gesetzt, die groß genug waren, um Aufmerksamkeit zu erregen, aber nicht so groß, dass sie die Ausgewogenheit ihrer Silhouette gestört hätten. Die Operationen hatte Bernhard, Zorzis damaliger Lebensgefährte, gewünscht und bezahlt. Zorzi hatte sich Stück für Stück in einen Schwan verwandeln lassen, Verbände getragen, Schmerzen erlitten, sich wochenlang in einsamen Hotels in den Bergen versteckt und war am Ende sehr zufrieden gewesen mit dem Effekt, den sie nun bei Männern hervorrief."

Gerade läuft die diesjährige Staffel von "Germanys next Topmodel" und in den kommenden Wochen werden sich junge Mädchen wieder Woche für Woche vor Augen führen, welchen Schönheitsidealen es nachzujagen gilt. Ähnlich geht es der Hauptfigur aus Bettina Balakas Roman. Zorzi, bildschöne Restaurantbesitzerin aus Wien, deren "Orignalzustand" durch zahlreiche Operationen perfektioniert wurde, ist ein Produkt des Wunschdenkens ihrer Männer. Männer, die sie allesamt ins Jenseits befördert hat.
Ausführlich schildert Bettina Balaka, eine mehrfach ausgezeichnete österreichische Schriftstellerin, wie und vor allem warum Zorzi ihre Partner entsorgt. Bei Bernhard ist es der einfache Stachel des „Er hat mich nicht so geliebt, wie ich war“. Jürgen entpuppt sich als treuloser Frauenheld. Und bei Chuck sind „wässrige Birnen“ der Hauptgrund ihren dritten Noch Nicht-Ehemann ins Jenseits zu befördern.
Schließlich möchte sie eine Familie gründen, was mit dem durchtrainierten Chuck nicht möglich scheint, deran einer wichtigen Stelle schlecht ausgestattetet ist (die „Okra Schote“). Schließlich wird man von „wässrigen Birnen“ weder satt noch schwanger. Es ist einer dieser bildhaften Vergleiche, die Bettina Balaka ihrer Serienmörderin in den Mund legt, die das Besondere Lesevergnügen an diesem Buch ausmachen.
Balaka schreibt einfach und fesselnd. Mühelos folgt man Zorzi in die (mit psychologischen Fallstricken gefüllte) Grube, die sie sich selber gräbt und aus der sie der sensible Polizeiprofiler Arnold Körber befreit. Nur um sich dann selber darin zu verfangen. „Die Prinzessin von Arborio“ ist ein feinfühlig beobachtetes Drama mit einer skurrilen Note, einer gehörigen Portion schwarzen Humors und einem unerwarteten Ende. Sehr empfehlenswert.