Hybristophilie andersherum

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timphilipp Avatar

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Der Roman erzählt von der Begegnung zwischen der mörderischen Restaurantchefin Elisabetta Zorzi (auch genannt die Prinzessin von Arborio nach einer Risottoreisart) und dem Kriminalpsychologen Arnold Körber. Dieser überführt sie der von ihr begangenen Morde an ihren drei Lebensgefährten, derer sie sich der Einfachheit halber entledigt hat, nachdem sie bei ihr in Ungnade gefallen sind, weil sie sie ihren Vorstellungen gemäß geformt oder von ihr gehasste sportliche Betätigungen verlangt haben oder mit ihr keine Familie gründen wollten. Auch Körber erliegt den Reizen der charmanten und gutaussehenden Zorzi und beginnt mit ihr im Gefängnis eine Liaison. Wird diese ein gutes Ende nehmen?

Dieser neueste Roman (nach „Kassiopeia“ 2012 und „Unter Menschen“ 2014) der Wiener Schriftstellerin Bettina Balàka ist eine gelungene Mischung zwischen Liebesgeschichte und Kriminalroman und wird nicht nur Krimileser begeistern. Er zieht den Leser vor allem mit seiner Protagonistin in den Bann, die von großem psychologischem Interesse ist. Rasch wird die Neugier geweckt zu erfahren, was das für eine Frau ist - einerseits eine skrupellose Serienmörderin bzw. Schwarze Witwe, andererseits durchaus sympathisch daherkommend, was sogar so weit führt, dass ihre Taten folgerichtig und nachvollziehbar erscheinen. Während in der ersten Buchhälfte Zorzis Taten, ihre polizeiliche Überführung und Szenen aus der Gerichtsverhandlung im Vordergrund stehen, spielt die zweite Hälfte vorwiegend im Gefängnis. Hier wird anhand von Körber und Zorzi das interessante Phänomen der Hybristophilie dargestellt (will heißen: Außenstehende, zumeist Frauen, verlieben sich in einen inhaftierten Schwerverbrecher). Welchen Ausgang diese Beziehung nimmt, soll hier nicht verraten werden. Der Geschichte ist ein einfacher, sachlicher, zuweilen humorvoller und sehr detaillierter Schreibstil zu eigen, geschmückt mit so mancher typisch österreichischen Vokabel.

Ein sehr empfehlenswertes Buch.