Ist der Wunsch nach Liebe zu viel verlangt?

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elke seifried Avatar

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Bettina Beláka hat mich mit ihrer „Die Prinzessin von Arborio" von der ersten Seite ab in ihren Bann gezogen. Nicht nur ihr toller, ganz besonderer Sprachstil hat mich gefesselt, sondern auch die Story an sich hat mich fasziniert.

„ Für die einen war das Töten undenkbar, für die anderen war es machbar.“ Mit diesen Worten beginnt die Geschichte, in der man die charmante Italienerin Elisabetta Zorzi, die in Wien das erfolgreiche Restaurant „Cantina Zorzi“ führt, kennenlernen darf. Zorzi, wie sie jeder nennt, ist eine bildschöne Frau, derart bildschön, wie es die Arbeit eines hingebungsvollen Schönheitschirurgen war. Finanziert wurde das von ihrem ersten Liebhaber Bernhard, dem ihr Originalzustand scheinbar zuwider war. Muss man sich da fragen, warum ein gesunder Überlebenswille beim Bergsteigen im Urlaub den entscheidenden leichten Schubs versetzt? Postbote Jürgen, für den sie tauchen, snowborden und segeln gelernt hat, anstelle sich der Familienplanung zu widmen, hätte ihr vielleicht keine Waffe besorgen und das Schießen beibringen sollen, wenn er sie doch so betrügt. Drei Schüsse in den Kopf, vielleicht für Petra, Angelika und Sharon? Auch der Personaltrainer Chuck enttäuscht sie schwer. Toll ja, dass er anfangs immer von „wir“ spricht, aber sein grenzenloser Ordnungstick und die fehlende sexuelle Befriedigung machen ihn als Traummann einfach auch untragbar. Tragisch der Mountainbikeunfall, der dann folgt, verursacht durch ein vergiftetes Gatorade Getränk. Besonders tragisch daran ist, dass Zorzi ein Fehler unterläuft und sie verhaftet wird.

Bettina Baláka ist hier ein spannender Unterhaltungsroman gelungen, eine Mischung aus Krimi und Liebesgeschichte. Die Anfänge kann man mit Ermittlungen vergleichen, denn Zorzi liefert eine Art Geständnis. Sie schildert in einem eher sachlich wirkenden Sprachstil ihre Geschichte. Obwohl Zorzi eine Mörderin ist, war sie mir auf unerklärliche Weise nie zuwider. Ich habe Zorzi nie als kaltblütige Mörderin empfunden, sondern eher als eine feinfühlige, sensible Frau. Sie träumt von unverletzbarer, ewiger und richtiger Liebe und hat wohl auch Torschlusspanik. Sie wünscht sich von Herzen eine harmonische Ehe und Kinder, ist das zu viel verlangt, schließlich gibt sie doch alles dafür? Arnold Körber, der Polizeipsychologe diagnostiziert überdimensionale Anpassungsfähigkeit und diese kann man in den Schilderungen auch erkennen. Sie gibt sich für die große Liebe fast vollständig selbst auf, das geht eine Weile gut, bis sie irgendwann so sehr leidet und die Beziehungen auf ihre ganz eigene Art beenden muss. Ihre Geschichte, ihre Denkweise ist so grandios beschrieben, man bekommt so tolle Einblicke, dass man einfach nur Verständnis für Zorzi aufbringen muss. Mir als Leser ist das so ergangen, für mich war daher auch gut nachvollziehbar, dass es Körber ebenfalls so ergeht, auch wenn er Psychologe ist. Er verfällt ihr langsam aber sicher immer mehr. "Hybristophilie" nennt man diese Liebe zu Schwerverbrechern, die aber normalerweise eher Frauen befällt. Die Geschichte die mit dem Geständnis beginnt, dann mit Szenen aus dem Gefängnis weiter geht, hat mich mit einzelnen überraschenden, amüsanten und auch schockierenden Highlights bis zum Ende, von dem ich nichts verraten möchte, gefesselt.

Ich habe mich mit dem besonderen Sprachstil der Autorin, der sich herrlich leicht liest, sofort wohl gefühlt, nein mehr noch, ich war begeistert. Eigentlich eher sachlich, aber dennoch mit einer gut dosierten Prise an schwarzem Humor und satirischen Seitenhieben gewürzt, bekommt man hier tolle Einblicke in die Denkstrukturen einer Serienmörderin, kann auf Ermittlungsreise gehen, bekommt eine ganz besondere Art von Liebesgeschichte geboten und wird grandios gut unterhalten.