Kriminalpsychologe Körber, ein prison groupie

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buecherfan.wit Avatar

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In Bettina Balakas Roman „Die Prinzession von Arborio“ geht es nicht etwa um ein italienisches Adelsgeschlecht, sondern um die beliebte und erfolgreiche Chefin eines Wiener Restaurants, der Cantinetta Zorzi. Eine Vielzahl von Risotti mit dem speziellen italienischen Reis (Arborio, Vialone, Carnaroli) sind ihre Spezialität. Die schöne Elisabetta Zorzi, genannt Zorzi, gerät in Schwierigkeiten, weil sie nacheinander drei  Partner umbringt. Der Leser kann Vorbereitung und Durchführung aller drei Morde verfolgen und kennt Täterin und Motiv. Dabei gelingt es der Autorin, die Mörderin überaus sympathisch darzustellen, so dass der Leser fast denkt, sie haben es nicht besser verdient. Bernhard Winkelhuber kann sie nicht so akzeptieren, wie sie ist und verlangt eine Serie von schmerzhaften Schönheitsoperationen von ihr, bis sie so aussieht, wie er es sich wünscht. Bis es so weit ist, beschimpft er sie u.a. als „Kartoffelnase,“, „ schmallippiges Mauerblümchen“ und „Minititte“ (S .6-7). Außerdem zwingt er sie zu anstrengenden, gefährlichen Bergtouren. Auch ihre nächsten Partner - Jürgen Knopp und Chuck Baker -  sind in mehrfacher Hinsicht eine Enttäuschung. Sie müssen aus ihrem Leben verschwinden, aber alle drei wird sie ohne weiteres nicht mehr los, so dass ihr nur eine Möglichkeit bleibt, ihre Freiheit wiederzuerlangen. 

Zorzi  tötet  so raffiniert, dass sie erst beim dritten Mord auffällt. Kriminalpsychologe Arnold Körber schöpft beim angeblichen Herzinfarkt eines durchtrainierten Sportlers Verdacht und findet Indizien für ein Verbrechen. Von ersten  Beweisen zu einem umfassenden Geständnis ist es allerdings ein weiter Weg. Andreas Körber ist von Anfang an fasziniert von der schönen Mörderin und ihren Taten. Selbst als Zorzi im Gefängnis sitzt und er keine beruflichen Gründe mehr hat, sich mit dem Fall zu beschäftigen, hält er intensiv Kontakt. Sie haben eine Liebesbeziehung. Damit ist Körber ein seltener Fall von Hybristophilie, ein prison groupie, wie ihm seine Kollegin erklärt. Normalerweise sind es Frauen, die Kontakt zu inhaftierten Schwerverbrechern aufnehmen, sich verlieben und die Täter sogar heiraten.

Bis zu diesem Punkt hat der Leser einen enormen Informationsvorsprung vor der Polizei, die lange im Dunklen tappt.Bis zur völligen Aufklärung gibt es noch einige überraschende Wendungen, die auch der Leser nicht voraussieht.

Balaka ist ein gut lesbarer Roman gelungen, eine Liebesgeschichte mit Krimielementen. Das Buch ist amüsant und gut geschrieben, wobei die dialektalen Besonderheiten in Wortwahl und Satzbau dem „hochdeutschen“ Leser natürlich immer wieder auffallen. Der Roman hat mich gut unterhalten..