Liebesroman oder Krimi? Egal, Hauptsache gut!

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ilonar. Avatar

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Die Zorzi, so wird Elisabetta Zorzi im Allgemeinen genannt, ist eine schwarze Witwe par excellence. Alle drei Ehemänner sind auf sehr rätselhafte Weise ums Leben gekommen, aber erst beim dritten Todesfall schöpft die Polizei überhaupt Verdacht, dass es dabei nicht mit rechten Dingen zugegangen ist.
Die Zorzi, eine erfolgreiche Restaurantbetreiberin in Wien mit italienischen Wurzeln, will unbedingt Kinder. Dreimal glaubt sie, den richtigen Mann dafür gefunden zu haben, aber schon nach kurzer Zeit des Zusammenlebens erkennt sie, ich welches Gefängnis sie sich selbst mit ihrer Wahl begeben hat. Also liegt es nahe, sich auch selbst wieder daraus zu befreien und dies geschieht mit höchster Akribie. Präzise erfindet sie die jeweilige Geschichte, wie und wo Ehemann Nr., 1, 2 und 3 verschwunden bzw. einem Unfall zum Opfer gefallen sind. Eine winzige unbedachte Reaktion im Rahmen der polizeilichen Befragungen lässt die Polizei misstrauisch werden und es beginnen intensive Ermittlungen.

Dies ist der erste Teil des Romans, der immer wieder eingestreut die Formulierung „Später wird Körber darüber sagen, ….“ enthält. Damit deutet sich bereits eine nicht ganz chronologische Erzählweise an. Körber ist als Kriminalpsychologe in diesen Fall involviert und maßgeblich an der Überführung der Mörderin beteiligt. Erst im dritten Todesfall entstehen überhaupt Verdachtsmomente gegen die Zorzi, die die trauernde Witwe überzeugend darstellt und letztlich über ein winziges Detail ihrer Argumentation stolpert. Erst jetzt entstehen auch Verdachtsmomente hinsichtlich der beiden früheren Todesfälle und man stellt jetzt auch hier Ermittlungen an. Schließlich ist Alfred Körber derjenige, dem die entscheidenden Zweifel an den Darstellungen der Zorzi kommen und gleichzeitig entsteht zwischen den beiden eine so intensive Form der Anziehung, der man sich auch als Leser nicht entziehen kann. Und diese „Beziehung“ endet nicht mit der Verurteilung, nein eigentlich beginnt sie jetzt erst richtig. Es folgen mehrfache Besuche Körbers im Gefängnis, bei denen sich langsam eine Nähe, eine ganz besondere Verbundenheit entwickelt, die in der Mitte des Buches Ihren Höhepunkt erfährt.

Ich war gespannt, wohin diese Entwicklung führen würde, war dann aber mehr als überrascht von der Wendung im dritten und letzten Teil. Diese Wendung führt zu einem offenen Ende des Romans, das ich eigentlich bei Büchern nicht sehr schätze. Hier aber war wohl ein anderer Schluss gar nicht vorstellbar und damit auch nicht möglich. Möge sich jeder Leser, jeder Leserin also ihr eigenes Ende vorstellen.

Das Buch ist nicht so sehr aufgrund seiner Krimianteile spannend, sondern vielmehr sind es die psychologischen Aspekte der Ereignisse und die Schilderung der Hauptcharaktere mit all ihren Sehnsüchten, Träumen, Hoffnungen, die einen von Seite zu Seite weiter in ihren Bann ziehen.
Ist das nun eine Liebesgeschichte mit viel Krimianteilen oder doch eher ein Krimi mit einer gut erdachten Liebesgeschichte? Ich weiß es nicht – und es ist eigentlich auch völlig nebensächlich. Wichtig ist nur, dass dies ein sehr lesenswerter und spannend erzählter Roman ist, den sogar mein Mann als ein außergewöhnliches Buch bezeichnet hat. Frauen sehe ich allerdings als die eigentliche Zielgruppe an und auch auf Grund seines Äußeren wird das Buch diese wahrscheinlich sehr viel häufiger ansprechen.