Dichtung und Wahrheit
Die Probe heißt dieser Roman von Kitamura, der die Leser in die Welt der Schauspielerei entführt. Eine erfolgreiche Schauspielerin um die fünfzig wird von einem jungen Mann, Xavier, angesprochen, der behauptet, ihr Sohn zu sein. Obwohl die Protagonistin weiß, dass dies unmöglich ist, geht von Xavier eine besondere Anziehungskraft aus, die dessen Umwelt in seinen Bann zieht. Die Ich-Erzählerin verliert zunehmend den Bezug zur Realität, gefährdet ihre Ehe mit Tomas, der vermutet, dass sie fremd gehe. Seltsamerweise nehmen beide schließlich Xavier bei sich auf und imitieren ein Familienleben, das eigentlich nicht ihres ist. Die Handlung wird immer absurder und zum Teil kafkaesk, auch wenn die Handlung am Ende scheinbar gut ausgeht. Der Roman lässt sich als Fabel auf den Theaterbetrieb lesen, auf den Zusammenhang von Schein und Sein, auf Realität und Illusion.