Leise, irritierend und sehr besonders

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m.curie Avatar

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Der Klappentext hat bei mir sofort Interesse geweckt: Eine Schauspielerin trifft auf einen jungen Mann, der behauptet, ihr Sohn zu sein. Das ist unmöglich – sie hat nie ein Kind zur Welt gebracht. Und trotzdem beginnt diese Begegnung, in ihr etwas in Bewegung zu setzen.

Katie Kitamura erzählt in einem reduzierten, klaren Stil, ohne Anführungszeichen, mit viel Raum für Zwischentöne. Die Figuren bleiben oft auf Distanz, vieles wird nur angedeutet, verschoben oder umkreist. Als Leserin war ich immer wieder unsicher: Ist das, was ich lese, tatsächlich passiert? Oder nur gedacht, inszeniert, imaginiert?

Vor allem im zweiten Teil verschiebt sich die Realität spürbar. Man hat das Gefühl, in eine andere Welt geworfen zu werden – ohne Erklärung, ohne Rückblick. Das irritiert, aber es hat auch etwas sehr Reizvolles.

Ob mir das Buch gefallen hat? Ich bin mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher. Es hat mich nicht auf eine klassische Art berührt oder begeistert, aber es hat mich beschäftigt – und tut es noch immer. Es ist ein Buch, das sich nicht leicht einordnen oder abhaken lässt. Vielleicht ist genau das seine Stärke.

Die Probe ist ein leiser, irritierender und sehr besonderer Roman – einer, der sich konventionellen Erwartungen entzieht und gerade dadurch lange nachhallt. Lesenswert!