sprachlich wunderbar, aber der inhalt wirkt teilweise distanziert

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blätterwald Avatar

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Kein einfacher Roman, aber das war auch nicht zu erwarten. Und ein Roman, der einen noch lange beschäftigt. Dennoch habe ich so meine Bedenken, oder anders ausgedrückt, so richtig warm bin ich mit diesem Roman nicht geworden.
Ein großer Pluspunkt ist für mich die Sprache. Sehr bildreich, einfach und doch sehr aussagekräftig. Die Worte sind sehr bewusst gewählt und man merkt, dass der Autorin viel daran liegt, zumal ein Roman dieser Art eine ausgefeilte Sprache benötigt. Wobei niemand Angst haben muss, überfordert zu werden, dass ist überhaupt nicht der Fall. Man muss aber sehr aufmerksam lesen, damit einen die wichtigen Details nicht entgehen.
Im Mittelpunkt steht eigentlich eine Frau, erfolgreiche Schauspielerin und sehr kopflastig. Ihr Mann ist Schriftsteller und nimmt vieles anders und lockerer als seine Frau. Ein wenig viel Klischee, aber für den Roman durchaus sehr hilfreich. Im Grunde ist dieser Roman in drei Teile eingeteilt. Der zweite Teil ist der interessanteste. Das Ehepaar hat einen Sohn, den es vorher nicht gab. Er zieht vorübergehend in ihr Appartement und nimmt dieses mehr und mehr in Beschlag.
Man muss jede Zeile schon aufmerksam lesen. Ansonsten gerät man ins Schleudern und kann mit diesem Roman nichts anfangen. Mein Problem hier ist, dass ich mit den Protagonisten nicht wirklich warm geworden bin. Es wirkt alles sehr distanziert, was beabsichtigt sein mag. Einen wirklichen Zugang habe ich zu keiner Person gefunden. Und fand das Ende mehr als folgerichtig und war auch froh, dass es so gekommen ist.
In diesem Roman geschieht nichts zufällig. Das gefällt mir sehr, aber er wirkt trotz allem sehr kühl auf mich. Da werden sehr viele andere Leser nicht meiner Meinung sein, und auch wenn ich diesen Roman handwerklich nur gutes bescheinigen kann, ist er trotzdem ein Roman, mit dem ich fremde. Es gibt keine Brüche, nichts, wo ich als Leser sage, was soll das jetzt bitte schön. Doch am Ende bleibt diese seltsame Distanz.