Ursel Zimmer ermittelt wieder

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kimvi Avatar

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Ursel Zimmer, die Gildemeisterin der städtischen Hurenzunft, schlendert mit ihrem Gefährten Bernhard von Wanebach über die Frankfurter Herbstmesse. Die Stimmung dort ist sehr angespannt, denn Martin Luthers Schriften finden reißenden Absatz. Das ruft natürlich auch die Gegner auf den Plan, denn denen sind die Schriften der Reformierten ein Dorn im Auge.

Eines Morgens wird eine Frauenleiche gefunden, die wie die Schmerzensmutter hergerichtet ist und mit sieben Dolchstößen ermordet wurde. Es handelt sich um die Ehefrau von Christoph Fischer. Da der junge Mann aus Liebe zu seiner Frau dem angestrebten Priesterleben den Rücken gekehrt, und sich dann dem reformierten Glauben zugewandt hat, liegt der Verdacht nahe, dass der Mord einen religiösen Hintergrund hat. Wenig später wird erneut eine Frau gefunden, die auf gleiche Art und Weise ihr Leben lassen musste. Treibt ein fanatischer Marienverehrer sein Unwesen? Ursel Zimmer nimmt die Ermittlungen auf und gerät dabei selbst in große Gefahr...


"Die Rache der Hurenkönigin" ist mittlerweile der vierte Band um die Gildemeisterin der Frankfurter Hurenzunft. Da die Geschichten in sich abgeschlossen sind, kann man dem aktuellen Geschehen auch ohne Vorkenntnisse folgen. Wenn man allerdings an der Weiterentwicklung der Charaktere interessiert ist, empfiehlt sich natürlich, wie bei jeder anderen Bücherserie auch, die Einhaltung der Reihenfolge. Da es immer mal wieder kurze Rückblicke in die vergangenen Ereignisse gibt, könnte es sonst auch sein, dass man sich ein wenig von der Lesefreude verdirbt, wenn man so bereits erfährt, wer in den vorherigen Büchern sein Leben lassen musste.

Der aktuelle Roman beginnt mit einem Prolog, in dem man eine junge Frau dabei beobachtet, wie sie in eine tödliche Falle tappt. Hier wird nicht zu viel verraten, sodass sofort das Interesse an den Hintergründen der Tat geweckt wird. Das eigentliche Geschehen wird in der Erzählperspektive geschildert, wobei Ursel Zimmer, die Vorsteherin der Hurengilde, im Zentrum der Ereignisse steht. Es gibt allerdings auch Passagen, die eine andere Sicht auf die Dinge ermöglichen.

Der Einstieg in diesen historischen Kriminalroman gelingt mühelos, da Ursula Neeb die Handlungsorte und Protagonisten so lebendig beschreibt, dass man sie beim Lesen sofort vor Augen hat. Die brodelnde Stimmung auf der Frankfurter Buchmesse kann man förmlich spüren. Ganz nebenbei bekommt man so einen guten Einblick in die Anfänge der Messe und in die aufgeheizte Stimmung zwischen den Anhängern des alten Glaubens und den Reformierten.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und angenehm, sodass man dem Gelesenen ohne große Konzentration folgen kann. Man trifft in diesem Buch auf einige alte Bekannte aus den vorherigen Bänden. Dadurch fühlt man sich gleich wieder heimisch. Der Plot ist sehr interessant. Doch die Umsetzung ist leider nicht so gelungen. Denn der Täter lässt sich bereits vom ersten Moment an erahnen, sodass die überraschende Wende zum Ende hin, für den aufmerksamen Leser gar keine Überraschung ist.

Ich habe mich beim Lesen dieses historischen Kriminalromans recht gut unterhalten. Nicht weniger - doch leider auch nicht mehr! Den Täter hatte ich vom ersten Moment unter Verdacht, sodass bei mir gar keine Spannung aufkam und die Handlung für mich eher gemächlich vor sich hin plätscherte und natürlich sehr vorhersehbar wirkte. Dieser letzte Band der Reihe ist ein guter Abschluss, doch für mich sicher kein Lesehighlight.