Knifflig und anspruchsvoll

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la tina Avatar

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Okamura/Japan, 1937: Der erste Sohn einer traditionsreichen Familie und seine Braut überleben ihre Hochzeitsnacht nicht. Der Fall gestaltet sich als kniffliges Locked-Room-Problem, denn sämtliche Türen und Fenster sind von innen verriegelt, während die Opfer blutig in ihrem Bett liegen und die Tatwaffe draussen im Schnee steckt. Der Onkel der Braut bittet Privatdetektiv Kosuke Kindaichi um Hilfe bei der Aufklärung des Doppelmords. Zunächst wenig am Fall interessiert, wecken jedoch schnell gewisse Details dessen Aufmerksamkeit.

„Mit diesem Mord im verschlossenen Raum forderte uns jemand zu einem Kampf der Gehirne heraus. Großartig!“ (Zitat Kosuke Kindaichi, S. 106)

Dieser endlich ins Deutsche übersetzte japanische Pageturner hat es in sich. Inmitten der winterlichen Atmosphäre des früheren Japans beginnt ein Detektiv zu ermitteln, der optisch wie ein nicht ernstzunehmender Überlebenskünstler wirkt, während sein Hirn auf Hochtouren läuft und noch so kleinste Details geschickt miteinander verbindet. Während man also in ein Japan eintaucht, in dem Standesdünkel und Ehrgefühl noch stark gelebt werden, hat man die Möglichkeit, während des Lesens mitzurätseln, was oder wer hinter den Morden stecken könnte. Hierbei ist der Stil des Autors ganz hilfreich, welcher sich aufs Wesentliche konzentriert, zwar mit einen Blick fürs Detail, aber ohne unnötige Ausschmückungen. Ebenso bleibt man von unnötigen Privatproblemen des Ermittlers verschont, der Fokus liegt tatsächlich auf dem Fall, lediglich kleine Einschübe geben Hintergründe zu Kosuke Kindaichi preis.
Der Krimi ist angenehm anspruchsvoll und knifflig und bietet die Möglichkeit, eigene Theorien zu entwickeln und wieder zu verwerfen, wie das Locked-Room-Rätsel zu lösen sein könnte. Ich hoffe, dies war nicht der letzte Krimi des Autors, der seinen Weg ins deutsche Buchregal findet.