Solider japanischer Krimi im Stil Agatha Christies

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waldeule Avatar

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Auf der Rückseite des Buches steht ein Zitat der Japan Times „… Vergleiche mit Sherlock Holmes sind absolut gerechtfertigt.“ Mit dem legendären Sherlock Holmes möchte ich das Buch nun nicht unbedingt vergleichen, aber mit einer anderen Meisterin des Cosy-Krimis, Agatha Christie, kann es meiner Meinung nach auf jeden Fall mithalten.

Wie bei Agatha Christie geht es vielmehr um genaue Beobachtungsgabe und schlaues Kombininieren als um blutige Tatbeschreibungen oder raffinierte technische Hilfsmittel. Vergleichbar ist auch die Handlungszeit 1937, nur dass dieses Buch nicht in England oder im Orient, sondern im ländlichen Japan spielt. Seishi Yokomizo ist ein bekannter japanischer Krimiautor, der diesen Auftaktband um den Detektiv Kosuke Kindaichi bereits 1973 in Japan veröffentlichte. Doch genau wie bei den Krimis von Agatha Christie ist die Handlung und ihre Aufklärung zeitlos und lässt sich heute noch genauso gut lesen wie damals. Natürlich gibt zahlreiche falsche Fährten, wobei von Anfang an der Kreis der Begrenzten begrenzt ist, was zum Miträtseln und Ermitteln einlädt.

Der sehr sympathische Erzähler ist der Autor selbst, der immer wieder die Leser auch direkt anspricht und mit an den Tatort nimmt. Er weist von Beginn an auf die Besonderheit des „Locked Room Murder Mystery“ hin und wird nicht müde, zahlreiche andere (literarische) Kriminalfälle dieser Art zum Vergleich heranzuziehen. Dieses Vorgehen hat mir immer wieder ein Schmunzeln entlockt, lockert es doch auf und bietet viele Querverweise.

Der für mich exotische Handlungsort Japan macht einen zusätzlichen Reiz der Geschichte aus. Ganz automatisch erfährt man viel über das Leben japanischer Höhergestellten auf dem Land kurz vor dem 2. Weltkrieg. Zahlreich auftretende japanische Wörter werden entweder leser/innen-freundlich direkt im Text erklärt oder lassen sich im Glossar nachschlagen. Auch ein Personenregister hilft bei der Orientierung. Zwar sind zumindest mir manche Handlungen der Protagonisten fremd, doch kann ich sie zumindest nachvollziehen. Auch der Plot ist zufriedenstellend, so dass ich das Buch mit befriedigt zugeklappt habe.

Fazit: Ein gut geschriebener solider japanischer Krimi im Stile Agatha Christies. Kein Highlight, aber ein schönes Lesevergnügen. Daumen hoch und vier Sterne.