Sehr spannender und aufrüttelnder Wissenschaftsthriller/Hard Science-Fiction-Roman

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
gaia Avatar

Von

Der Roman von Thore D. Hansen führt uns in eine postapokalyptische Utopie/Dystopie im ausgehenden 22. Jahrhundert. Die Gesellschaft ist am Rande ihrer Existenz mitten in der Klimakatastrophe in verschiedene Schichten eingeteilt. Es gibt die Reinsten, Angepassten, Degradierte, Kolonisten sowie Nachfahren der Gründer. Sie unterscheiden sich untereinander durch Zugang zur alles planenden künstlichen Intelligenz Askit, als auch zu Ressourcen und Technik. Im Mittelpunkt des Romans steht die Reinste Eve, welche wir dabei begleiten, wie sie die Wahrheit um die Ereignisse in der Vergangenheit, die tatsächliche klimatische Lage der Erde, nach Versuchen der Rettung, als auch aktuelle Machtstrukturen und Entscheidungsinstanzen, versucht zu ergründen. Hauptthemen des Buches liegen in den Folgen des Klimawandels und der zunehmenden Digitalisierung der Menschheit.

Hansen nutzt bei seinem Schreiben wissenschaftlich sehr realistische und nachvollziehbare Annahmen und bewegt sich dadurch literarisch im Bereich der Hard Science-Fiction. Sehr kurz und knackig holt er den Leser ab, egal, welchen Wissensstand er zu den besprochenen Themen hat, und vermittelt klug wissenschaftliche Zusammenhänge und Prognosen. Frank Schätzing hätte hierfür wahrscheinlich die 3-fache Seitenzahl benötigt. Hansen kann stets die Spannung beim Leser aufrechterhalten. Nie kommt es zu Langatmigkeit. Durch die auf das Wichtigste reduzierten aber gleichzeitig ausreichend detaillierten Schilderungen, kann sich der Leser vollständig in die prognostizierte Welt Ende des 22. Jahrhunderts imaginativ hineinversetzen. Die Sprache bleibt stets verständlich, trotz der dargestellten anspruchsvollen wissenschaftlichen Zusammenhänge. Die Hauptprotagonisten befinden sich glaubwürdig mit sich und ihrer Umwelt im Zweifel. Psychologische Abläufe werden nachvollziehbar dargelegt.

Für mich das herausragendste Zitat aus dem Buch soll hier unbedingt genannt werden:
„Unsere Vorfahren hatten sich in unzähligen literarischen Versionen ihre Apokalypse selbst ausgemalt, aber ihre dunklen Vorahnungen trieben sie nie dazu an, sie abzuwenden. Wenn es darum ging, die ganz realen Gefahren der Erderhitzung zu betrachten, litten die Menschen an einem unglaublichen Mangel an Vorstellungskraft.“ (S.201)

Ich hoffe, dass diese Feststellung des Autors nicht auch - wie zuhauf bei vielen anderen Werken geschehen - auf seinen Roman und die darin enthaltene Botschaft zutrifft. Der Roman hat durch sein spannendes Gewand die Chance vielleicht ein paar, bestenfalls sogar sehr viele, Leser aufzurütteln und zum Handeln zu bewegen. Das Potenzial ist da. Dieser und ähnliche literarische Werke sind definitiv wichtig und sollten von vielen Menschen gelesen werden. Wenn die reinen wissenschaftlichen Fakten scheinbar nicht ausreichen, um die Menschen zum Umdenken zu bewegen, so können es unter Umständen Texte wie diese auf der emotionalen Ebene.

Von meiner Seite gibt es ganz klar eine eindeutige Empfehlung für dieses Buch. Es handelt sich um einen packenden Wissenschaftsthriller bzw. einen Hard Science-Fiction-Roman, der anspruchsvoll aber immer nachvollziehbar ist.