Das Wandern und Wundern der Amy Snow

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
sorko Avatar

Von

Reiche Leute, wohlgenährt und von Stand, die nicht bereit sind, fremdartige Menschen von in ihren Augen geringerer Herkunft zu akzeptieren. Sei meiden solche Andersartigen und wollen sie nicht in ihren Mitte haben. Die Not der Armen interessiert die Reichen nicht wirklich. Ein geringes Maß an Wohltätigkeit gehört zum Ritual und dient nur als Aushängeschild einer vorgeblich edlen Gesinnung. Als Diener im Hintergrund kann man sie vielleicht gerade noch dulden, aber sich mit ihnen abgeben – niemals.
Nein, ich beschreibe nicht Deutschland und die Flüchtlingskrise, sondern das viktorianische England, in dem Amy Snow geboren wurde.

Ein nacktes Baby im Schnee, zufällig gefunden von der achtjährigen Aurelia, die es mit in ihr Elternhaus nimmt. Ihre Familie ist sehr reich, aber Aurelia ist dort nicht glücklich. Das ändert sich mit dem Baby, das Aurelia Amy Snow nennt, sie betrachtet das Mädchen als eine Art Schwester, später als Freundin, und sie fühlt sich für Amy verantwortlich. Amy, von Aurelias Eltern verachtet und weitgehend gemieden, hat nur Aurelia als freundliche und liebevolle Bezugsperson. Als Aurelia mit 25 Jahren stirbt, verliert die 17jährige Amy scheinbar alles. Die hochnäsigen Eltern der Freundin jagen sie aus dem Haus. Doch Aurelia hat noch vor ihrem Tod für Amy gesorgt. Es beginnt die abenteuerliche Reise, die Amy durch England führt. Aurelia hat ihr an verschiedenen Orten Briefe hinterlegt, die Amy finden muss. Ein Art Schnitzeljagd, die aus einem Mädchen ohne Selbstvertrauen schließlich eine selbstbewußte junge Frau werden lässt. Es ist nicht nur eine Reise durch das Land, es ist auch eine Reise zu ihr selbst. Und es gibt noch andere Geheimnisse zu entdecken, die Amy und den Leser überraschen.

Ich fand es spannender als manchen Krimi, war an einigen Stellen zu Tränen gerührt, blieb aber gefesselt bis zum Schluss. Ein wunderbares Leseerlebnis! Große Klasse, Tracy Rees, toll umgesetzt mit viel Gefühl und sehr gut geschrieben. Kein Wunder, dass es zum Lieblingsbuch der englischen Leser wurde. Auch für mich war es eines der schönsten Bücher, die ich seit langer Zeit gelesen habe.