Die Reise der Amy Snow

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
dorli Avatar

Von

England 1831. Die 10-jährige Aurelia Vennaway findet in einer Schneewehe ein ausgesetztes Baby. Aurelia rettet dem Mädchen das Leben, nennt es Amy Snow und gibt ihm ein Zuhause. 17 Jahre lang entsprechen Lord und Lady Vennaway dem Wunsch ihrer Tochter und dulden Amy widerwillig in ihrem Haus, doch dann stirbt die herzkranke Aurelia und Amy muss das Hatville Court umgehend verlassen. Damit Amy nicht allein und mittellos dasteht, hat Aurelia vorgesorgt und eine Reise quer durch England für Amy geplant, die die junge Frau zu all den Menschen führen soll, die Aurelia lieb und teuer waren…

In ihrem Roman „Die Reise der Amy Snow“ entführt Tracy Rees den Leser in das 19. Jahrhundert nach England und erzählt die Geschichte zweier junger Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Aurelia ist ein starker Charakter. Sie hat ein forsches Temperament und ein leidenschaftliches Herz. Sie weiß ihren Willen und ihre Wünsche durchzusetzen und lässt sich nicht von ihren kalten, stolzen Eltern gängeln.
Amy, das Findelkind mit zweifelhafter Herkunft, ist zunächst schüchtern und unsicher. Sie fragt sich nicht nur einmal, wer sie ist und wo ihr Platz im Leben ist. Dank Aurelias sorgfältig ausgeklügeltem Plan macht Amy eine wunderbare Entwicklung durch und wird zu einer selbstbewussten jungen Frau.

Tracy Rees lässt Amy die Geschichte sehr mitreißend erzählen. Besonders die Sprache, die die Autorin ihrer Protagonistin in den Mund gelegt hat, hat mich von Anfang an gefesselt. Amy berichtet mit viel Witz in der Stimme nicht nur von ihren aktuellen Erlebnissen, sondern blickt auch immer wieder auf die gemeinsamen Jahre mit Aurelia zurück.

Aurelia hat Amy einen Brief hinterlassen, der Anweisungen zu einer Art Schnitzeljagd enthält und sie auf eine Reise nach London, Twickenham, Bath und schließlich York schickt. Amy folgt dem Pfad, der sich als schwierig zu meistern herausstellt, denn Aurelia hat einige Herausforderungen und Rätsel für Amy eingebaut, die viel Kopfzerbrechen erfordern. Es sind Erinnerungen an die gemeinsamen Erlebnisse, die die Lösungen zu den Aufgaben bergen – warum Aurelia die Reise so kompliziert gestaltet hat, wird erst ganz zum Schluss klar, wenn Amy auf ein von Aurelia sorgsam verborgenes Geheimnis stößt.

Amy begegnet auf ihrem Weg durch England ganz unterschiedlichen Menschen. Viele sind geistreich, warmherzig und einfühlsam, manche aber auch boshaft und hinterhältig. Am meisten beeindruckt hat mich die kauzige, über 80-jährige Mrs. Riverthorpe. Die exzentrische, alte Dame ist nicht nur bissig, widerborstig und schonungslos ehrlich, sie schert sich auch nicht im Geringsten um die öffentliche Meinung. Mrs. Riverthorpe lehrt Amy, was es heißt, im Leben die Zügel selbst in die Hand zu nehmen.
Am Ende der Reise findet Amy zu sich selbst und weiß, was sie aus ihrem Leben machen will.

Tracy Rees ist mit „Die Reise der Amy Snow“ ein ganz wundervoller Roman gelungen. Fesselnd und voller Emotionen. Ein tolles Leseerlebnis.