Eine spannende und gefühlvolle Reise im viktorianischem England

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ravenna Avatar

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Bereits die Leseprobe hatte mich sofort in ihren Bann gezogen und gefesselt und das Buch hat mich nicht enttäuscht - ganz im Gegenteil, mich hat es mehr als zu 100%überzeugt.

Mit dem riesen Erfolg ihres Erstlingswerkes hat wohl selbst die Autorin Tracy Rees nicht gerechnet. Ihren Roman „Die Reise der Amy Snow“ hat sie bei einem Schreibwettbewerb eingereicht und gewonnen und schon wurde es zum Besteller in England und meiner Meinung nach hat es das Potenzial auch in Deutschland einer zu werden.

Bereits das Cover ist ein absoluter Hingucker, welches dem Leser in einer Buchhandlung sofort ins Auge fällt. Eine junge Frau in einem atemberaubenden roten Kleid geht auf ein beeindruckendes Anwesen zu. Jedoch wenn man glaubt, dass es sich hierbei um die Protagonistin des Romans handelt, befindet man sich auf der falschen Spur. Erst der Epilog lässt erahnen in welchen Zusammenhang das Cover mit dem Inhalt steht.

Tracy Rees erzählt eine wunderbare, gefühlvolle und zu gleich spannende Geschichte über zwei jungen Frauen im viktorianischen England, die vom Stand her keine Gemeinsamkeiten haben, geschweige denn Freundschaft für einander verbinden dürften. Doch es zeigt auf, dass Freundschaft stärker ist als alle Konventionen und Regeln der Gesellschaft – sogar über den Tod hinaus. Die Autorin bringt dem Leser die Umstände, die gesellschaftlichen Gepflogenheiten und das Leben in der Mitte des 19. Jahrhundert sehr detailliert und glaubhaft näher. Man begleitet die junge Amy auf ihrer Schnitzeljagd durch England und lernt die wohl bekanntesten und damals wichtigsten Orte wie Bath, London und York kennen. Man erlebt, wie sehr auf den Stand des Einzelnen wert gelegt wurde. Doch wird auch deutlich gemacht, dass man bereits damals als Frau und dazu mit niedriger Geburt etwas erreichen konnte, wenn man einen starken Willen und gute Freunde hatte. Es verdeutlicht aber auch, dass mehr Schein als Sein das große Motto zur damaligen Zeit war und man muss auch hier und da schmunzeln wenn die alte Mrs. Riverthrop ihre Meinungen zum Besten gab.

Das Buch ist vier Teile aufgeteilt in denen man Amy und Aurelia erst kennen lernt. Im ersten Teil wechseln die Erzählungen zwischen Gegenwart, in der Amy gerade Aurelia verloren hat und dem Beginn ihrer gemeinsamen Kindheit. Während Kapitel zwei und drei wachsen der der eher schüchternen und zurückhaltenden Amy langsam Flügel wachsen und man Zeuge ihrer enorme Entwicklung wird. Und natürlich hat sie dies Aurelia zu verdanken, die sie trotz ihres Ablebens noch leitet und sie auf den richtigen Weg führen will. Im letzten Teil schließlich wird Aurelias Geheimnis gelüftet. Zwar lässt sich dies schon eine Weile vorher erahnen, dennoch verliert man nicht einen Augenblick das Interesse am Geschehen. Ganz im Gegenteil, man wird ständig getrieben weiter zu lesen und man ist erst zufrieden, als man es schließlich schwarz auf weiß liest.

Die Charaktere wurden mit sehr viel Liebe zum Leben erweckt. Jeder Einzelne passt wunderbar in die Zeit und man hat zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass etwas unstimmig ist. Oft hat man das Gefühl sich mitten im Geschehen zu befinden bzw. unmittelbarer Zuschauer zu sein. Die Gespräche, die Ereignisse erinnerten mich zu jeder Zeit an Erzählungen von Jane Austen oder Emily Bronte. Man spürt regelrecht die Liebe die die Autorin in dieses Werk und in ihre Charaktere gesteckt hat.

Am Ende findet Amy ihr Glück, obwohl man zwischendurch wirklich bangen musste. Auch das letzte Rätsel löst sich im Epilog auf und man ist einfach glücklich und zufrieden.

Tracy Rees weiß auf jeden Fall den Leser zu begeistern und hat für mich ein absolutes Meisterwerk abgeliefert – detailreich, kurzweilig und rührend. Ich liebe dieses Buch und musste es sofort weiterempfehlen. Ich freue mich auf ihr nächstes Werk, welches sie am Ende des Buches in einem kleinen Interview angekündigt hat.
Dieses Buch verdient mehr als 5 Sterne, aber leider kann man die nicht vergeben.