Historischer Frauenroman mit viktorianischer Aura

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Amy Snow wurde als Neugeborenes ausgesetzt. Die achtjährige Aurelia, Erbin von Hatville Court, nimmt sie mit und setzt ihren Willen durch, so dass Amy im Haushalt aufwächst. Zwischen den beiden Mädchen entwickelt sich eine enge Freundschaft, die von Aurelias Eltern gar nicht gern gesehen wird. Viel zu jung stirbt Aurelia, und Amy muss aus Hatville Court verschwinden. Aurelia nimmt sie ein letztes Mal unter ihre Fittiche und schickt sie auf eine Reise, deren verschiedene Stationen sie nicht im Voraus verrät. An deren Ende steht jedoch ein großes Geheimnis, das Amys Leben genauso verändern wird wie ihre Reise, die sie zunehmend zu sich selbst führt.
Das Buch ist mit seinen knapp 500 Seiten ein ziemlich dicker Wälzer, der sich in verschiedenen Zeitebenen der Geschichte von Amy und Aurelia widmet. Aurelias Vermächtnis ist ein neues Leben für Amy, das diese nach und nach erlernen wird. So gesehen ist das Buch die Geschichte einer Selbstfindung, eng verquickt mit einer Liebesgeschichte Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Amy bewegt sich als „Kind der Schande“ in einer Zeit des Umbruchs, die es zulassen kann, dass ein solches Kind eben nicht nur am unteren Ende der Gesellschaft landen muss, sondern einen eigenen Weg in die Mittelschicht finden kann.
Dabei ist die Geschichte allerdings sehr in Rosarot geschrieben und manche Sequenzen hätten deutlich kürzer sein können. So ganz habe ich mich in die Protagonistin nicht einfinden können, manches Mal habe ich sie als reichlich naiv empfunden, so dass dadurch der weitere Teil ihrer Selbstfindung nicht mehr ganz logisch erschien. Doch sei‘s drum, es ist schließlich ein äußerst romantischer historischer Roman, der ausschließlich Frauen ansprechen wird, und viele werden eine solche Lektüre mit Freuden verschlingen. Mir selbst waren ein paar Gedanken zu ausführlich breitgetreten und einige Wendungen hätten durchaus wegfallen dürfen, das liegt aber daran, dass Liebesromane nicht so sehr in mein Leserepertoire passen. Doch man merkt es der Autorin an, dass sie sich mit der von ihr geschilderten Zeit auseinandergesetzt hat, und so gibt das Buch eine realistische Darstellung der damaligen Gesellschaft wieder. Damit erreicht das Buch für mein Empfinden realistische 4 Sterne.