Werdegang einer Waisen

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fredhel Avatar

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Die achtjährige Aurelia Vennaway rettet ein ausgesetztes nacktes Baby vor dem Erfrieren. Sie setzt durch, dass die Kleine, der sie den Namen Amy Snow gibt, in ihrem Zuhause, dem angesehenen Hatville Court, aufwachsen darf. Amy Snow wird all die Jahre von den Vennaway-Eltern gedemütigt und mit Hass verfolgt. Aurelia hält aber unverbrüchlich zu ihr. Leider erliegt sie in frühen Jahren einem Herzleiden und nur mit einigen Tricks kann sie Amy mit genügend Geld versorgen, damit sie ein selbstbestimmtes Leben außerhalb von Hatville Court führen kann. Gleichzeitig schickt sie sie aber auch auf eine Schatzsuche mit ungewissem Ausgang. Einziger Anhaltspunkt sind rätselhafte Briefe, die sie an unterschiedlichen Orten hinterlassen hat. Es ist für Amy eine aufregende Zeit, aber mit zunehmendem Selbstbewußtsein regt sich ihr Widerspruchsgeist. Sie will nicht länger Erfüllungsgehilfin sein, nachdem sie sich unsterblich verliebt hat...

Für diesen Roman habe ich mir sehr viel Zeit genommen, obwohl ich normalerweise ein Schnellleser bin. Er spielt im viktorianischen Zeitalter und spiegelt die ganze damalige dumme Borniertheit der Oberklasse wider. Frauen sind hübsche Geschöpfe, die zur Arterhaltung dienen sollen, die Geschicke werden allein von den Männern regiert. Einerseits hat Amy natürlich Glück im Unglück, dass sie ohne Existenzangst aufwachsen kann. Die Alternative wäre das Armenhaus gewesen. Aber der Preis ist hoch, weil sie außer von ihrer Freundin Aurelia permanente Ablehnung erfährt. Erst durch Aurelias Tod kann sich ihre Seele frei entfalten. Ihr Selbstbewusstsein steigert sich von Tag zu Tag. Durch ihre Rätselsuche kommst sie mit den unterschiedlichsten Menschen zusammen und sie kann ihren Horizont erweitern. Es gibt natürlich auch Männer, die sich für sie interessieren, doch nicht alles ist Gold, was glänzt. Ihre Instinkte sind zwar sicher, aber sie muss erst noch lernen, darauf zu vertrauen. Der Weg, den Amy Snow gehen muss, ist von Anfang bis Ende höchst interessant. Die Atmosphäre des Zeitalters wird stilsicher eingefangen und die Personen treten lebendig vor des Lesers Auge. Ich habe mich nicht eine Minute mit diesem wundervollen Roman gelangweilt und kann ihn guten Gewissens jedem ans Herz legen.