Starke Atmosphäre

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noiram Avatar

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Ich habe die Leseprobe zu Die Riesinnen an einem Rutsch durchgelesen. Hannah Häffner schafft es sofort, eine super dichte, fast schon dunkle Atmosphäre aufzubauen. Das Dorf Wittenmoos und der Schwarzwald sind nicht nur eine Kulisse, sondern wirken fast wie ein eigener, unheimlicher Charakter, der alles im Dorf beherrscht. Man spürt beim Lesen richtig, wie dieser Wald die Figuren prägt und wie tief er in den Menschen wurzelt.
​Im Zentrum steht Liese, die großgewachsene Frau, die sich im Dorf fremd und unpassend fühlt. Ihre heimlichen Sparversuche, um wegzukommen, haben mich sofort gefesselt. Es ist so traurig, wie gefangen sie in ihrer Ehe mit Bernhard ist, der sie nicht liebt, sondern nur hinnimmt. Die Szenen, in denen sie verzweifelt Münzen zählt und später ihre Ruhe im Wald sucht, sind sehr ergreifend. Man fiebert mit ihr mit, dass sie es schafft, ihren eigenen Weg zu gehen, obwohl ihre Freundin Mina die Flucht schon für aussichtslos hält.
​Das heimliche Glücksgefühl am Ende, als sie die erste Bewegung ihres Kindes spürt, ist ein sehr starker Moment, der einen tief berührt. Es wird spannend sein zu sehen, wie sie ihren Weg zwischen der Sehnsucht nach Freiheit und den neuen Wurzeln, die sie jetzt in sich trägt, finden wird. Der Stil ist sehr poetisch und stark, die Sprache ist wie die Atmosphäre: dunkel, satt und zärtlich zugleich. Das hat mir echt gut gefallen. Ich will unbedingt wissen, wie es mit Liese, Cora und Eva – den drei "Riesinnen" – weitergeht.