Zwischen Natur, Mythos und persönlichem Schicksal

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jono1994 Avatar

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Mein erster Eindruck von Die Riesinnen ist ausgesprochen positiv. Schon das Buchcover wirkt atmosphärisch dicht und weckt sofort die Erwartung einer Geschichte, die zwischen Natur, Mythos und persönlichem Schicksal angesiedelt ist. Es hat etwas Geheimnisvolles, Kraftvolles, genau wie die Frauen, von denen der Roman erzählt.

Der Schreibstil in der Leseprobe hat mich sofort abgeholt: poetisch, präzise, zugleich dunkel und feinfühlig. Die Sprache wirkt bildhaft und trägt eine besondere Sinnlichkeit in sich, die das Dorf, den Wald und vor allem die drei Frauen eindringlich lebendig macht. Besonders beeindruckt hat mich, wie viel Charakter und Stimmung schon in den ersten Sätzen steckt, die Beschreibung der Kupferhaare, die „wütend nach dem Himmel greifen“, bleibt haften.

Auch der Spannungsaufbau funktioniert für mich sehr gut, obwohl er eher leise und atmosphärisch ist. Es geht weniger um äußere Action und mehr um innere Konflikte, familiäre Verstrickungen und die Frage nach Zugehörigkeit. Gerade dieses subtile, unterschwellige Knistern macht neugierig.

Die bisher vorgestellten Charaktere: Liese, Cora und Eva, wirken ungewöhnlich, eigenwillig und gleichzeitig verletzlich. Jede von ihnen trägt ihre eigene Schwere und Stärke in sich, und ich habe sofort das Gefühl, dass in ihren Lebenswegen viel ungesagte Spannung, alte Wunden und unerfüllte Sehnsüchte schlummern. Sie stehen nicht nur körperlich, sondern auch erzählerisch „über“ dem Dorf, und doch sind sie von ihm geprägt.

Von der Geschichte erwarte ich ein intensives, generationenübergreifendes Familienporträt, das Natur, Dorfleben und weibliche Identität miteinander verwebt. Ich hoffe auf eine Erzählung, die zeigt, wie unterschiedlich drei Frauen mit denselben Wurzeln umgehen und was es bedeutet, auszubrechen, zurückzukehren oder sich neu zu verorten.

Ich würde das Buch sehr gerne weiterlesen, weil die Leseprobe bereits jetzt eine ganz eigene Atmosphäre schafft: melancholisch, kraftvoll und poetisch. Sie verspricht eine Geschichte, die lange nachwirkt und Figuren, die man so schnell nicht mehr vergisst.