Die Rosen von Montevideo

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klusi Avatar

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Montevideo, 1847:
Auf der Flucht vor einer ungewollten Heirat trifft die schöne Rosa de la Vegas’ den deutschen Bankierssohn Albert Gothmann, der sie aus arger Bedrängnis rettet. Albert und Rosa verlieben sich spontan, heiraten, und Rosa begleitet ihren Gemahl in seine Heimat nach Frankfurt. Der Tod des Familienoberhaupts, Albert Gothmann senior, macht die Zukunftspläne der frisch Vermählten undurchführbar, denn der junge Albert muss ab sofort die Bank leiten und hat in Frankfurt jede Menge gesellschaftlicher Verpflichtungen.
Die temperamentvolle Rosa kann sich nur schwer eingewöhnen, und die Frankfurter Gesellschaft macht es ihr auch nicht gerade leicht, in diesem kalten Land, fern ihrer Heimat, Fuß zu fassen. Rosa versucht, sich so gut wie möglich zu arrangieren, doch dann geschieht einiges, was die Familienbande in den Grundfesten erschüttert und seine Schatten auch über die nachfolgenden Generationen wirft.

Der Roman gliedert sich in drei große Abschnitte, in denen jeweils die Geschichte einer Frauengeneration der Familien Gothmann und De laVegas’ erzählt wird. Alles beginnt mit Rosas Entscheidung, sich der angeordneten Heirat zu widersetzen und ihr Glück, an Alberts Seite, in Deutschland zu suchen. Im zweiten Buch geht es dann um Rosas Tochter Valeria und ihre Cousine Claire, und der dritte Teil des Romans dreht sich um die Schwestern Carlotta und Tabitha.
Ich muss gestehen, dass ich größere Anlaufschwierigkeiten mit dem ersten Teil der Geschichte hatte. Nach einem turbulenten Auftakt, der Rosas Flucht und ihre Bekanntschaft mit Albert schildert, geht es bald zurück nach Deutschland, wo der jungen Frau ein sehr frostiger Empfang beschert wird. Rosa passt so gar nicht in diese Familie und tut sich schwer, in der feinen Frankfurter Gesellschaft anerkannt zu werden. Allerdings verhält sie sich auch teilweise sehr kindlich-naiv und zeigt kaum Interesse für ihre neue Heimat. Insgesamt muss ich sagen, dass es in diesem Teil, der sich immerhin über 200 Seiten erstreckt, keinen einzigen Charakter gab, dem ich wirklich Verständnis hätte entgegenbringen können. Nur der Umstand, dass ich das Buch von Vorablesen erhalten habe, hat mich davon abgehalten, den Roman hier vorzeitig abzubrechen. Aber im Nachhinein betrachtet, wäre dies ein großer Fehler gewesen!
Im zweiten Teil wird es richtig abenteuerlich und dramatisch, und die Cousinen Valeria und Claire sind auch zwei sympathisch beschriebene Heldinnen. Für mich persönlich war dieser Teil im Buch der stärkste überhaupt. Hier erfährt man ganz nebenbei auch viel über das Land Uruguay, und ich habe mich von der Dramatik der Handlung mitreißen lassen.
Auch der dritte und letzte Teil ist spannend aufgebaut und brillant erzählt. Allerdings bin ich hier manchmal über Szenen „gestolpert“, die mir recht unwahrscheinlich und unglaubwürdig erschienen. Am Ende laufen alle Fäden zusammen, und ich konnte mich mit dem Schluss der Geschichte gut arrangieren.
Insgesamt hat der Roman sehr viel zu bieten. Ich habe viel über die betroffenen südamerikanischen Länder und über den blutigen Konflikt zwischen Uruguay und Paraguay erfahren, was mir bisher noch gar nicht bekannt war. Die Entwicklung der Handlung, ab dem zweiten Teil, hat meine anfängliche Enttäuschung wieder ausgeglichen, und abschließend kann ich sagen, der Roman hat mir wirklich gut gefallen.