Coming-of-age-Roman mit einer Prise 90s Sitcom
»Ich hatte einen Ozean voller Probleme geschaffen, in dem James der Navigator war […]«
Ehrlicherweise beginnt »Die Sache mit Rachel« bereits mit dem Erhalt der Blogger:innenbox. Denn allein diese hat die Gemüter unserer #Bookstagram-Bubble gespalten: die einen beschweren sich, dass sie unaufgefordert Goodies und ein Buch bekommen (excuse me??!), die anderen behaupten, dass die Box-Begünstigten immer nur in den höchsten Tönen von besagtem Geschenk sprechen würden, ihre ehrliche Meinung also ausbliebe. Ich sage, dass ich Überraschungspost zwar liebe, aber meine Authentizität niemals für Snacks hergeben würde (but you can still try me, @Verlage!). Jedenfalls habe ich »Die Sache mit Rachel« gelesen und berichte euch nun gern mehr zu dieser – doch etwas verworrenen – Freund:innengeschichte:
Als die junge Studentin Rachel während ihres Nebenjobs im Buchladen auf den queeren James trifft, ist es (platonische) Liebe auf den ersten Blick, und er lädt sie auch direkt ein, seine Mitbewohnerin zu werden. Es ist ihr Coming-of-age vor dem Hintergrund der irischen Finanzkrise. Beide sind chronisch pleite, verliebt in das Leben und angekotzt von der Liebe – oder andersrum. Jedenfalls haben die beiden einander, sind sich gegenseitig der größte Support. Wenig verwunderlich also, dass James seiner Freundin dabei behilflich sein möchte, ihren Literaturprofessor Dr. Fred Byrne zu verführen. Kurzerhand planen sie eine Lesung im Buchladen, die schlussendlich jede Vorstellung platzen lässt und drei Menschen ins Chaos stürzt …
Caroline O’Donoghue hat mit »Die Sache mit Rachel« einen retrospektiv erzählten Coming-of-age-Roman mit einer Prise 90s Sitcom geschrieben. Irgendwie ist einiges ein bisschen drüber, anderes ein bisschen stereotyp – und trotzdem ist das Ganze wirklich unterhaltsam. Der weit gespannte Erzählbogen umschließt aber auch mehr als einfache Tropes, und so geht es neben der prekären Lage irischer Arbeiter:innen-Familien auch um moralische Komplikationen im Zusammenhang mit der Abtreibungsdebatte. Das Einfangen dieser Atmosphäre von Freiheit und Angst an der Schwelle zum Arbeitsmarkt sowie dem »Erwachsenenleben« sind die größten Stärken in O’Donoghues Text. Die Charaktere erscheinen frisch und quirky, aber einer Feder entsprungen, nicht dem Leben. Ihre Überzeichnungen, die anscheinend zur Belustigung der Leser:innen geschrieben worden sind (ich höre in meinem inneren Ohr deutlich das Sitcom-Lachen!), fand ich aber in großen Teilen unnötig. Mein Eindruck war, dass einige der Plattitüden um die Hauptpersonen die schwereren Themen des Romans irgendwie auflockern sollten – und das tun sie auch. Allerdings (teilweise) zu Ungunsten der Pietät. Obgleich ich also an vielen Stellen lachen musste, wurde ich beim Lesen das Gefühl nicht los, dass mir die Geschichte mehr gegeben hätte, wenn der Plot emotional tiefer greifen würde. So ist »Die Sache mit Rachel« zwar durchaus einen Blick wert, wird aber in meinem Kopf eher nicht länger nachhallen. Trotzdem glaube ich, dass der Roman die Prämisse des »Easy-Summer-Read« durchaus erfüllt. Wer also an heißen Sommertagen zu seichter, aber durchaus auch intelligenter Unterhaltung greifen möchte, dem sei »Rachel« – in der fantastischen Übersetzung von Christian Lux – bei aller Kritik dennoch wärmstens empfohlen!
Ehrlicherweise beginnt »Die Sache mit Rachel« bereits mit dem Erhalt der Blogger:innenbox. Denn allein diese hat die Gemüter unserer #Bookstagram-Bubble gespalten: die einen beschweren sich, dass sie unaufgefordert Goodies und ein Buch bekommen (excuse me??!), die anderen behaupten, dass die Box-Begünstigten immer nur in den höchsten Tönen von besagtem Geschenk sprechen würden, ihre ehrliche Meinung also ausbliebe. Ich sage, dass ich Überraschungspost zwar liebe, aber meine Authentizität niemals für Snacks hergeben würde (but you can still try me, @Verlage!). Jedenfalls habe ich »Die Sache mit Rachel« gelesen und berichte euch nun gern mehr zu dieser – doch etwas verworrenen – Freund:innengeschichte:
Als die junge Studentin Rachel während ihres Nebenjobs im Buchladen auf den queeren James trifft, ist es (platonische) Liebe auf den ersten Blick, und er lädt sie auch direkt ein, seine Mitbewohnerin zu werden. Es ist ihr Coming-of-age vor dem Hintergrund der irischen Finanzkrise. Beide sind chronisch pleite, verliebt in das Leben und angekotzt von der Liebe – oder andersrum. Jedenfalls haben die beiden einander, sind sich gegenseitig der größte Support. Wenig verwunderlich also, dass James seiner Freundin dabei behilflich sein möchte, ihren Literaturprofessor Dr. Fred Byrne zu verführen. Kurzerhand planen sie eine Lesung im Buchladen, die schlussendlich jede Vorstellung platzen lässt und drei Menschen ins Chaos stürzt …
Caroline O’Donoghue hat mit »Die Sache mit Rachel« einen retrospektiv erzählten Coming-of-age-Roman mit einer Prise 90s Sitcom geschrieben. Irgendwie ist einiges ein bisschen drüber, anderes ein bisschen stereotyp – und trotzdem ist das Ganze wirklich unterhaltsam. Der weit gespannte Erzählbogen umschließt aber auch mehr als einfache Tropes, und so geht es neben der prekären Lage irischer Arbeiter:innen-Familien auch um moralische Komplikationen im Zusammenhang mit der Abtreibungsdebatte. Das Einfangen dieser Atmosphäre von Freiheit und Angst an der Schwelle zum Arbeitsmarkt sowie dem »Erwachsenenleben« sind die größten Stärken in O’Donoghues Text. Die Charaktere erscheinen frisch und quirky, aber einer Feder entsprungen, nicht dem Leben. Ihre Überzeichnungen, die anscheinend zur Belustigung der Leser:innen geschrieben worden sind (ich höre in meinem inneren Ohr deutlich das Sitcom-Lachen!), fand ich aber in großen Teilen unnötig. Mein Eindruck war, dass einige der Plattitüden um die Hauptpersonen die schwereren Themen des Romans irgendwie auflockern sollten – und das tun sie auch. Allerdings (teilweise) zu Ungunsten der Pietät. Obgleich ich also an vielen Stellen lachen musste, wurde ich beim Lesen das Gefühl nicht los, dass mir die Geschichte mehr gegeben hätte, wenn der Plot emotional tiefer greifen würde. So ist »Die Sache mit Rachel« zwar durchaus einen Blick wert, wird aber in meinem Kopf eher nicht länger nachhallen. Trotzdem glaube ich, dass der Roman die Prämisse des »Easy-Summer-Read« durchaus erfüllt. Wer also an heißen Sommertagen zu seichter, aber durchaus auch intelligenter Unterhaltung greifen möchte, dem sei »Rachel« – in der fantastischen Übersetzung von Christian Lux – bei aller Kritik dennoch wärmstens empfohlen!