Ein Alpendorf voller düsterer Geheimnisse ...
In einem nächtlichen, abgelegene Alpendorf geschieht ein grausamer Mord. Ein wird Mann unterhalb der beleuchteten Skischanze aufgefunden – brutal getötet, nachdem er mit einem Viehtreiber dorthin getrieben und mit einem Seil um den Hals die steile Rampe hinabgestürzt wurde. Die junge Ärztin Ellen kehrt kurz zuvor in ihren Heimatort zurück und erkennt in dem Opfer jemanden, der tief in ihre Vergangenheit verstrickt ist. Ein traumatisches Ereignis zwang sie einst zur Flucht, und der grausame Fund reißt diese alten Wunden auf. Die Frage, ob jemand Ellens möglicherweise starkes Motiv erkennt, warum der Mord ausgerechnet jetzt geschieht und die düsteren Geheimnisse der Dorfgemeinschaft ans Licht kommen, bildet den Kern der Geschichte. Diese Ausgangssituation erzeugt von Beginn an eine spürbare Spannung und lässt Lesende ahnen, dass Ellens Rückkehr in die vermeintliche Idylle alles andere als ein Neuanfang.
Meine Ansichten / Gedanken:
Schon die Gestaltung des Covers mit seinen auffälligen Farbakzenten zieht die Blicke auf sich und schreit gerade zu danach, gelesen zu werden. Im Prolog geht es gleich zur Sache, weil Lesende sofort ins Geschehen hineingezogen werden: man wird Zeuge des Mordes – und bekommt nebenbei gleich einen Vorgeschmack auf die gestörte Psyche des Täters, der auch im weiteren Verlauf durch Rückblenden immer wieder zu Worte kommt, welche verstörende Einblicke in seine Psyche geben.
Kurze Kapitel und die direkte, knappe Sprache sorgen zwar für ein hohes Lesetempo, aber der Spannungsaufbau erfolgt sukzessiv. Dabei bedient sich Lars Menz eines raffinierten Schreibstils, um die Story voranzutreiben: die Erzählung wird in der dritten Person aus verschiedenen Perspektiven geschildert, wodurch man Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt mehrerer Charaktere erhält. Und diese häufigen Perspektivenwechsel trage zum Spannungsaufbau bei, indem sie Informationen nur nach und nach enthüllen und so die Neugier der Lesenden wecken.
Und die Charaktere? Sie sind alles andere als Sympathieträger – was aber sehr gut zur düsteren Stimmung passt. Ellen als Hauptprotagonistin trägt ihre Vergangenheit wie ein unsichtbares Gepäckstück mit sich herum und auch die anderen Dorfbewohner wirken oft kalt, berechnend oder schlicht undurchsichtig. Gerade das Misstrauen, das in der Luft liegt, ist förmlich greifbar. Die Auflösung bzw. das Ende ist anders als erwartet – aber stimmig, glaubhaft und im Rückblick konsequent.
Meine Schlussfolgerung:
Das Buch ist kein Thriller von der Stange, sondern ein Buch, das sich zwischen den Genres bewegt, dabei aber genau das richtige Maß an Spannung, Überraschung und Tiefe mitbringt. Wer sich also auf einen Thriller einlassen will, der die Grausamkeit und Rache in einem kleinen Dorf ebenso beleuchtet wie die psychologischen Auswirkungen der Ereignisse auf die Protagonisten und die Dorfgemeinschaft wird in
„Die Schanze“ genau das Richtige finden. Klare Lese-Empfehlung und ⭐⭐⭐⭐⭐ für dieses Debüt.