Eher ein Drehbuch, kein Roman

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ninzi-jh Avatar

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Mit diesem Buch habe ich mich leider sehr schwer getan. Allein schon, weil es ein Debütroman ist, wollte ich ihm unbedingt eine faire Chance geben, aber ich konnte mich einfach nicht damit anfreunden.
Das Cover fand ich noch sehr ansprechend - das Symbol/Wappen der „Solaren Union”, darum herum ein paar stilisierte Blutspritzer - das wirkte alles vielversprechend.
Außerdem wurde ein Poster und ein Lesezeichen mitgeliefert, auch das hebt erst einmal die Stimmung. Aber dann...
Wenn man das Buch aufschlägt, stellt man schon fest, dass sich das Papier irgendwie unangenehm anfühlt und es ist auch sehr weiß, was ich beim Lesen immer als eher anstrengend empfinde. Auch von der Bindung her lässt sich das Buch einfach nicht gut öffnen. Kurzum: Es wirkt stümperhaft hergestellt.
Gut, das sagt ja noch nichts über den Inhalt aus, also habe ich zu lesen begonnen.
Und das war ein echter Kampf. Das Buch wirkt eher wie ein Drehbuch. Es besteht größtenteils aus „Regieanweisungen”: jede Person wird intensiv beschrieben, ihr Gesicht, ihre Kleidung, ihre Stimme, ihre Art zu gehen. Dasselbe gilt für jeden Raum und sogar die Beleuchtung und die Geräuscheffekte. Ich habe definitiv noch nie so oft das Wort „eukalyptusgrün” gelesen, wie auf den ersten Seiten dieses Buches.
Beim Lesen will man Handlung mit ein paar skizzierten Rahmenbedingungen und den Rest soll die Fantasie übernehmen. Hier ist die Handlung eher Nebensache.
Am schlimmsten aber sind die Charaktere. Sie sind sehr stereotypisch und ihre Verhaltensweisen sind immer extrem und dadurch einfach unglaubwürdig.
Es fehlt auch jeglicher innere Monolog, die Gedanken und Motive aller handelnden Personen bleiben verborgen. Man kann sich in niemanden hineinfühlen, man bleibt immer ein Beobachter von außen.
Es wird auch nie erzählt, was Personen zuvor getan haben etc. sondern man ist immer dabei, wenn etwas geschieht, wirklich wie in einem Film.
Auch der Inhalt lässt leider sehr zu wünschen übrig. Die gesamte „Politik” erschöpft sich hier größtenteils an zwei Themen: Queerenfeindlichkeit und, eher am Rande, KI. Alle anderen Probleme der Menschheit, scheinen wohl schon gelöst zu sein?! Da hätte ich mir deutlich mehr Tiefe und Vielschichtigkeit erwartet.
Für mich ist dieses Buch leider gar nichts!