Ein Roman, der fordert

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rapunzel xxl Avatar

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Ein Roman, der fordert – und genau das mochte ich.

Ich gebe zu, ich habe das Buch mit einer gewissen Neugier, aber auch Vorsicht begonnen. Science-Fiction gehört nicht zu meinem Stammgenre – politische Thriller allerdings schon. Und genau hier, in dieser spannenden Grauzone, bewegt sich Die Schatten der Solaren Union.

Was mich gleich zu Beginn überrascht hat, war die Dichte der Welt. Es gibt keinen sanften Einstieg, kein langes Erklären – man wird hineingeworfen in das politische Machtspiel einer futuristischen Weltregierung. Anfangs fordernd, ja. Aber mit jeder Seite wurde mir klar: Das ist kein seichter Unterhaltungsroman, das ist Literatur, die etwas von mir will. Und mir viel zurückgibt, wenn ich mich einlasse.

Im Zentrum steht Selena Veyra – eine kluge, widersprüchliche, fast stoisch starke Figur. Keine Heldin im klassischen Sinn, sondern eine Frau, die versucht, in einem System zu bestehen, das von Machtgier, Lügen und Loyalitäten durchzogen ist. Ich konnte mich nicht immer mit ihr identifizieren, aber genau das war spannend. Sie zwingt zur Auseinandersetzung, nicht zur Identifikation.

Der Stil von Vail ist – da bin ich ehrlich – speziell. Sehr bildhaft, stellenweise fast filmisch. Wer minimalistische Prosa liebt, wird hier womöglich stolpern. Aber mir hat gerade dieser Stil gefallen. Weil er Atmosphäre schafft. Weil ich manchmal dachte: Das ist nicht einfach ein Buch. Das ist ein Bühnenstück mit Licht und Schatten.

Was mir besonders gefallen hat: Die moralischen Grauzonen. Es gibt keine rein guten oder rein bösen Charaktere. Stattdessen viele Grautöne, viel Ambivalenz. Genau das wünsche ich mir von moderner Literatur – dass sie mir nicht sagt, was ich denken soll, sondern mich zwingt, Position zu beziehen.


Mein Fazit:
Die Schatten der Solaren Union ist kein Wohlfühlbuch. Es ist unbequem, klug, intensiv. Ein Werk, das mehr fordert als viele andere – aber auch mehr gibt. Für Leser:innen, die bereit sind mitzudenken, mitzuleiden, mitzufiebern, ist es ein echtes Highlight. Mich hat es sehr beeindruckt.