Nichts für Sci-Fi-Fans

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mysticcat Avatar

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Mit *Die Schatten der Solaren Union* wollte ich bewusst einmal einen neuen Autor ausprobieren – und war gespannt auf einen Sci-Fi-Politthriller, der sowohl gesellschaftskritisch als auch emotional tiefgehend sein sollte. Als Physikinteressierte – beruflich wie privat – habe ich mich besonders auf den wissenschaftlichen Teil und auf die Vision einer zukünftigen Gesellschaft gefreut, die 200 Jahre weiter ist als unsere – hoffentlich auch im ethischen und sozialen Sinne.

Umso enttäuschter bin ich, wie wenig dieses Buch meine Erwartungen erfüllt hat.

Trotz des spannenden Grundkonzepts empfand ich die Umsetzung als sprunghaft und schwer greifbar. Die Erzählstruktur wechselt ständig zwischen verschiedenen Handlungssträngen, was es mir unmöglich machte, eine emotionale Verbindung zu den Figuren aufzubauen. Eine Identifikationsfigur – oder überhaupt jemand, dessen Entwicklung mich berühren oder mitreißen konnte – habe ich leider nicht gefunden.

Was mich jedoch am meisten irritiert, ist das rückschrittliche Gesellschaftsbild, das in der Geschichte gezeichnet wird. In einer Zeit, in der wir das Sonnensystem besiedeln können, sind offene Homophobie und restriktive KI-Gesetze offenbar noch immer Realität – ohne nachvollziehbare Erklärung oder kritische Reflexion. Gerade letzteres hätte ich bei einem Sci-Fi-Roman mit Anspruch an gesellschaftspolitische Tiefe erwartet. Warum es ausgerechnet in einer hochentwickelten Zukunft keine plausible oder technische Begründung für diese Gesetzgebung gibt, bleibt mir schleierhaft.

Als Person, die fest an eine nicht-binäre, inklusive Zukunft glaubt, hat mich die Darstellung queerfeindlicher Haltungen im Buch ehrlich gesagt entsetzt. Statt gesellschaftlicher Utopie fühlte sich vieles wie ein Rückschritt an.

Ein positiver Aspekt war dennoch der Austausch mit dem Autor im Rahmen der Leserunde. Das Gespräch hat interessante Einblicke in seine Perspektiven und Intentionen ermöglicht – auch wenn ich persönlich mit der Umsetzung nicht warm geworden bin.

**Fazit:**
*Die Schatten der Solaren Union* ist für mich eine Sammlung verpasster Chancen. Weder die erzählerische Tiefe noch die gesellschaftliche Vision konnten mich überzeugen. Teil 2 werde ich definitiv nicht lesen. Wer sich eine progressive, wissenschaftlich fundierte Zukunftsvision mit emotionaler Tiefe erhofft, wird hier vermutlich enttäuscht.