Politik, Intrigen und Abgründe
„Die Schatten der Solaren Union“ hat mich wirklich überrascht – im besten Sinne. Was anfangs wie ein typischer Politthriller im Weltraum klang, entpuppte sich schnell als vielschichtiger Roman mit komplexen Charakteren, emotionalem Tiefgang und einem erstaunlich realistischen Zukunftsszenario. Besonders gut gefallen hat mir, wie nah die Geschichte trotz Sci-Fi-Setting an aktuelle politische und gesellschaftliche Fragen heranreicht. Die Machtspiele, Ränkespiele und persönlichen Dramen wirken erschreckend glaubwürdig.
Selena Veyra als Hauptfigur ist stark, verletzlich und angenehm vielschichtig. Ihre Beziehung zu Cedrik, ihre Zweifel und ihr Machtinstinkt machen sie zu einer überzeugenden Figur. Auch die Nebencharaktere wie der undurchsichtige Präsident Marek oder die ehrgeizige Alina Corsis bringen Spannung – hier ist niemand eindeutig „gut“ oder „böse“, sondern jeder verfolgt seinen eigenen Plan. Genau das macht das Lesen so packend.
Was mir den fünften Stern ein wenig verwehrt hat, war der sehr dichte Einstieg mit vielen Namen und politischen Verflechtungen – da muss man erst einmal durchsteigen. Auch hätte ich mir stellenweise etwas mehr Emotion statt Strategie gewünscht, denn manche Wendungen wirkten etwas kühl kalkuliert.
Trotzdem: ein richtig starker Near-Future-Roman, der Lust auf mehr macht – politisch, spannend und mit überraschend viel Tiefgang. Wer Geschichten über Macht, Moral und Menschlichkeit im Sci-Fi-Gewand mag, wird hier voll auf seine Kosten kommen.