Frauengenerationen

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Im April 2008 erwacht Diana in ihrem verwüsteten Wohnzimmer. Sie hat es in einem Wutanfall so zugerichtet, denn sie hat ihren Ehemann beim Fremdgehen erwischt. Das Klingeln des Telefones reißt sie aus ihrer Lethargie. Der Butler ihrer britischen Großtante Emmely unterrichtet sie am Telefon darüber, dass diese nach einem Schlaganfall im Krankenhaus liegt. Ihr Zustand ist kritisch. Diana macht sich sofort auf den Weg nach Tremayne House, den Familienbesitz ihrer Ahnen. Auf dem Sterbebett teilt ihr Emmely mit, dass es ein dunkles Geheimnis in der Familie gibt und ringt ihr das Versprechen ab, dieses Geheimnis zu lüften. Ihre Suche beginnt in Tremayne House, geht über Berlin nach Sri Lanka, wo der Ursprung des Geheimnisses zu liegen scheint und endet in Polen. Der Butler Mr. Green spielt ihr immer wieder hilfreiche Puzzlestücke zu und der halb britische Inder Jonathan Singh begleitet und unterstützt sie tatkräftig bei ihrer Reise in die Vergangenheit. Was ist wohl zwischen den Schwestern Grace und Victoria geschehen, dass sich die Familie im Jahr 1887 plötzlich teilt?

Corinna Bomann ist bereits seit 2002 Autorin und hat bereits vor "Die Schmetterlingsinsel" (teilweise unter Pseudonym) einige Jugendbücher und historische Romane veröffentlicht.
Man merkt dem Roman "Die Schmetterlingsinsel" durchaus an, dass es sich um eine geübte Schriftstellerin handelt (die inzwischen ja auch noch weitere Romane veröffentlicht hat).
Dem Roman voran gestellt ist ein Brief von Victoria an ihre Schwester Grace aus dem Jahr 1888. Dann folgt ein Prolog in eine Episode aus dem Jahr 1945 erzählt wird und der Leser zum ersten Mal auf Emmely trifft. Jene Emmely, die als alte Frau im Jahr 2008 ihrer Urgroßnichte den Auftrag gibt, die Ereignisse aus dem Jahr 1887 zu klären. Der Hauptteil des Buches spielt dann im Wechsel im Jahr 2008 und im Jahr 1887. Alle Abschnitte sind in der Gegenwartsform geschrieben, so dass der Leser immer den Eindruck hat direkt dabei zu sein. Nach und nach lernt der Leser so die Ahnen von Diana und deren Lebensereignisse kennen und er begleitet Diana bei der Suche nach der Lösung des Familiengeheimnisses.
Corina Bomanns Schreibstil ist bildhaft und leicht zu lesen. Einzig die Familienverhältnisse und Verbindungen zu sortieren bedarf einiger Aufmerksamkeit. Im historischen Teil ist der Roman gespickt mit viel Wissenswerten aus dem Sri Lanka/Ceylon der Kolonialzeit. Das ist ein guter Ausgleich für die Abschnitte in denen die Handlung etwas ins "kitschige" rutscht. Die Charaktere werden gut in die Geschichte eingeführt und man kann sich relativ schnell ein Bild von ihnen machen. Beeindruckend ist aber vor allem die detailreiche und farbige Darstellung der Schmetterlingsinsel und der Teeplantage "Vannattupucci".
Dadurch dass man beim Lesen die Ereignisse in der Vergangenheit direkt mit erlebt, hat man häufiger einen Wissensvorsprung gegenüber Diana, der Hauptperson der Gegenwart. Dieses muss man sich beim Lesen immer wieder klar machen, da es einem sonst merkwürdig vorkommt, dass Diana nicht schnell voran kommt bzw. man selbst schon viel dichter an der Lösung ist. Davon abgesehen verhält sich Diana aber auch manchmal absurd, so als wolle sie das Rätsel möglichst langsam lösen. So wirkt der Charakter "Diana" dann möglicherweise flacher als ihre Verwandten aus der Vergangenheit.

Mir hat "Die Schmetterlingsinsel" im Großem und Ganzen gut gefallen und es war ein kurzweiliges Lesevergnügen. Dadurch dass der Schreibstil und der Aufbau mir schnell das Gefühl gegeben hat mittendrin zu sein, konnte ich das Buch sehr schnell lesen und konnte auch nach Unterbrechungen immer wieder schnell in das Geschehen finden. Mir persönlich war der historische Teil aber lieber und ich bin mit der Gegenwarts-Protagonistin nicht 100% warm geworden. Meiner Meinung nach wiederholten sich bei ihr zu oft die gleichen Gedanken und warum sie nicht allen Hinweisen sofort nachgeht bzw. Lösungsmöglichkeiten erst verzögert nachgeht erschließt sich mir nicht wirklich. Die mehrfache Wiederholung, dass sie dieses erst zu einen späteren Zeitpunkt tun möchte, nervte mich dann auch irgendwann. Ich wusste bzw. ahnte schon frühzeitig(er) wo und was ungefähr der Ursprung des Geheimnisses ist, auch wenn die komplette Lösung des Geheimnisse tatsächlich erst am Ende dargestellt wird. Etwas unlogisch erscheint es mir dann auch, dass Emily angeblich (fast) nichts gewusst haben soll, denn viele der Hinweise, die sie über Mr. Green an Diana weitergeben lässt, setzen meiner Meinung nach gewisse Kenntnisse voraus. Dieser Umstand hatte aber keinen Einfluss darauf, dass ich das Buch gern gelesen habe.
Dieses ist zwar keine tiefschürfende Lektüre aber ein sehr unterhaltsames und zum Teil mit historischen Wissen gefülltes Lesevergnügen.
Dafür gebe ich gerne knapp vier Sterne
Und merke mir die Autorin, für die Zeiten, wenn ich genau so etwas lesen möchte ;)