Die Schnitzlers

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Jutta Jacobi – Die Schnitzlers – eine Familiengeschichte
Jutta Jacobi macht sich auf die Suche nach der vergangenen Ära der Schnitzlers.
Angefangen mit dem Juden Johann Schnitzler aus Ungarn, das damals noch zu Österreich-Ungarn gehörte zu dem großen Poeten Arthur Schnitzler. Dieser Sohn wanderte nach Wien aus, um dort ein großer Arzt zu werden. Er war ehrgeizig und wurde schließlich zu einem großen Arzt und fast schon nebenbei zu einem berühmten Poeten. Vor allem für seine Theaterstücke ist er bis heute beliebt und bekannt. Er heiratete Olga Schnitzler nach vielen Irrungen und Wirrungen und doch hielt diese Ehe nicht ewig.
Er hatte immer seine Liebeleien, doch nur mit Olga die beiden Kinder Heinrich, Heini und Lili. Lili stirbt für durch eigene Hand und bleibt so ein ewiges Rätsel für die Hinterbliebenen. Heini dagegen wird Schauspieler und spielt auch in den Stücken seines Vaters mit. Anders als sein Vater bleibt er nicht in Wien sondern lebt immer dort, wo er engagiert ist. Doch auch hat er so manche Frauen. Auch neben seiner langen Ehefrau Lilly. Nur sein bester Freund Paul Marx bleibt ewig und unersetzbar. Doch dann bricht der zweite Weltkrieg aus und die Schnitzlers sind Juden. Zwar sind sie assimiliert und haben schon lange keine Synagoge mehr besucht, doch zählt das in den Augen der Nationalsozialisten nicht. Heinrich und seine Familie, mit dem frisch geborenen Peter müssen nach der Angliederung Wien verlassen. Auch Olga muss nach dem Tod Arthurs das Land verlassen, doch rettet sie zuvor noch seinen Nachlass nach England.
Heinrich und Lilly wandern in die USA aus, wo ihr Sohn Michael geboren wurde. Dort ist es für Heinrich sehr schwer, das Theater ist ganz anders und eigentlich möchte niemand europäisches Theater sehen. Wie so viele andere Emigranten scheitert Heinrich am Broadway. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Heinrich, wie so viele andere Schauspieler und Regisseure nach Wien zurückging. Doch seinem Sohn Peter sagte Europa nicht zu. Er konnte mit dieser Welt, die doch immer noch Arthur vergötterte, nichts anfangen. Er blieb in den USA und gründete seine eigenen Familie gründete und Cutter wurde. Sein Bruder Michael dagegen ging mit den Eltern nach Wien, traf seine erste Ehefrau und wurde Musiker. Natürlich hatten auch sie beide Kinder, neue Lieben und lebten ein interessantes Leben. Beide sind auf ihre eigene Art und Weise ein Schnitzler.
Jacobi erzählt wunderbar interessant und detailliert über diese Familiengeschichte und ihre individuellen Schicksale. Dabei ist es manchmal träumerisch und dann auch wieder bitterernst und traurig. Teilweise ist es auch der Fülle an Details geschuldet etwas trocken, jedoch immer interessant. Besonders für jemanden, der sich bisher wenig mit Schnitzler beschäftigt hat. Sie geht glücklicherweise nicht wertend vor und so ist es immer dem Leser überlassen, was er über die jeweiligen Schnitzlers denkt.
Ein einziger Kritikpunkt ist es, dass Jacobi ab und an Bilder beschreibt, die leider nicht abgedruckt wurden. Dafür sind ein paar abgedruckt, die nicht besprochen werden. Sie sind immer noch interessant, doch bleibt die Frage, warum Jacobi eben diese auswählte.