Die Schnitzlers – eine kurzweilige & interessante Zeitreise

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
hesi Avatar

Von

Jutta Jacobi beginnt ihre Familiengeschichte der Schnitzlers mit einem Besuch auf dem Wiener Zentralfriedhof: Gemeinsam mit Giuliana Schnitzler, der Urenkelin Arthur Schnitzlers, besucht sie das Grab von Johann und Louise Schnitzler, Arthurs Eltern. Die Ankunft Johann Schnitzlers in Wien markiert auch den Anfang dieses Buches. Medizin will und wird er dort studieren, und um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitet er unter anderem als Redakteur der "Medizinal-Halle". Zwischen den Polen Medizin und Literatur wird sich auch sein Sohn Arthur bewegen, bis nach dem Tod des Vaters endgültig die Literatur die Hauptrolle übernehmen wird. Als Künstler sehen und verstehen sich auch die nachfolgenden Generationen: Arthurs Sohn Heinrich wird Schauspieler, sein Enkel Peter wendet sich dem Film zu und sein Enkel Michael wird Musiker. Unstet bleibt auch das Leben der Schnitzlers: kommt Arthur Schnitzlers Vater Johann aus der Provinz nach Wien, so muss schon sein Sohn den Weg ins Exil nach Amerika gehen, um sein Überleben zu sichern. Und während sein Enkel Peter nach dem zweiten Weltkrieg in den Vereinigten Staaten bleibt, kehrt dessen Bruder Michael 1959 endgültig mit den Eltern nach Wien zurück.
Die bewegte und bewegende Geschichte der Familie Schnitzler zeigt exemplarisch, welche Auswirkungen historische Ereignisse auf „reale“ Menschen haben, wie Geschichte von Individuen erlebt wird und ihrem Leben eine unverhoffte und auch unerwünschte Wendung gibt. Die Mischung aus Recherchebericht, erzählenden Passagen, Tagebuch- und Briefauszügen und Exkursen in die jeweilige Zeitgeschichte liest sich kurzweilig und ist zugleich informativ. Auch wenn vieles aufgrund des Umfangs des Buches nur angerissen werden kann, bekommt man einen Eindruck vom Leben der Schnitzlers, insbesondere von Arthur Schnitzler – und beim nächsten Theaterbesuch wird man seine Stücke mit etwas anderen Augen sehen.