Kennen Sie Arthur Schnitzler?

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murksy Avatar

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Falls nicht, bin ich mir nicht sicher, ob Sie ihn mit diesem Buch kennen lernen werden. Denn es ist keine Schnitzler-Biografie. Das sollte jeder Leser wissen. Deshalb ist dieses Buch auch vermutlich eher für diejenigen interessant, die Arthur Schnitzler, den großen Dramatiker, kennen. Bleibt die Frage, ob das Buch damit für andere Leser überhaupt ein lohnendes Objekt ist?
Was bekommt der Leser geboten? Zunächst einmal die Familiengeschichte der Schnitzlers (erinnert der Titel nicht an "Die Manns", das wäre etwas vermessen). Und diese Geschichte ist gleichzeitig eine lange Reise, beginnend 1858 in Ungarn, dann folgen verschiedene europoäische Länder, bis nach Amerika. Immer in der Mitte bestimmend natürlich Wien. Der Stammbaum im Buch verdeutlicht die Masse an Informationen, die aus so einer Zeitreise erwachsen kann. Und das ist auch das Manko des Buches, auf nicht einmal 280 Seiten eine solche Familie abzubilden, ist nicht möglich. Natürlich ist der Mittelpunkt Arthur Schnitzler. Für den Nichtkenner zeigen sich einige interessante Facetten, vom Weiberhelden über den Listenschreiber offenbart sich ein sehr komplexer Charakter. Da es den Schnitzlers nie wirklich schlecht ging, obwohl natürlich die Vertreibung durch den Nationalsozialismus ein sehr bedrückendes Kapitel ist, kann Arthur seine Süchte ausleben. Seine komplizierten Beziehungen zu Frauen, die wiederum angezogen von dem Mann sind, bestimmen das Leben des Literaten. Trotz der relativen Kürze wird der geneigte Leser viel über Schnitzler erfahren, das gestörte Verhältnis zum Vater ist dabei nur ein kleiner Teil. Die Familiengeschichte ist sehr kurzweilig geschrieben, in Details aber auch sehr genau. Das begeistert zum Einen, ist aber andererseits für eine komplette Familiensaga etwas wenig. Das mag natürlich auch daran liegen, dass nicht jedes Familienmitglied genügend Stoff liefert oder einfach manche Informationen nicht zu bekommen sind. Auf jeden Fall ist es eine interessante, vielschichtige Familiengescchichte, die neugierig macht, sich vielleicht einmal näher mit Schnitzlerwerken zu beschäftigen. Ob das Buch als Spiegelbild einer Zeitepoche zu betrachten ist, mag ich nicht zu beurteilen. da die Lebensumstände wohl nicht dem Durchschnitt entsprachen. Für Liebhaber und Interessierte ein gutes Buch und auch ein etwas anspruchsvolleres Geschenk für den Gabentisch.