Viel mehr als eine Biografie

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Arthur Schnitzler – ein Name, der Lesern klassischer Literatur vertraut ist, als Frauenheld, Skandalautor, ohnmächtiger Kritiker seiner Zeit. Doch was wissen wir von der Familie drumherum? Wer war der Vater, der diesen großen Schriftsteller aufgezogen hat? Was wurde aus den Kindern? Was waren das für Zeiten, aus der er kam, in die er ging? Wie überstand sein Werk die Säuberungsaktionen der Nazis und wie kam es zur Wiederentdeckung?
Dieses Buch bietet mehr als eine einfache Schnitzler-Biografie, ja sogar mehr als die Biografie einer Familie. Die Autorin nimmt den Leser mit in das Wien von 1858. Zusammen mit Johann Schnitzler lernt der Leser die Gesellschaft und das Leben in Wien Mitte des 19. Jahrhunderts kennen. Medizingeschichte. Gesellschaftliche Entwicklungen, die sich stets verändernde Situation der Juden – all das erlebt der Leser hautnah. Brillant recherchiert und liebevoll detailliert wird hier ein Panorama von vier Generationen entfaltet. Das Buch endet im Jahr 2014, mit einem Besuch bei Michael Schnitzler, Arthurs Enkel und führt dem, Leser eindrucksvoll vor Augen, wie nah die Ereignisse uns doch sind. Arthur Schnitzler rückt uns in diesem Buch so nahe, dass wir meinen ihm die Hand reichen zu können. Wie kurz die Zeitspanne von etwas mehr als 150 Jahren eigentlich ist, wird einem hier deutlich bewusst und atemlos verfolgt man das Schicksal einer Familie, die geschichtlichen Ereignisse, die diese Familie erschüttert und das große Erbe, das sie durchaus auch belastet hat.
Ein großartiges Buch, das mich fasziniert und gepackt hat. Literarisch, liebevoll und mit sehr viel Sachkenntnis geschrieben, ist es eine Lektüre, die uneingeschränkt jedem Literaturfreund und jedem Leser eindrucksvoller Biografien ans Herz gelegt sei!