"Sie müssen lernen, das Leben zu schwimmen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
tänja_radi Avatar

Von

Also, ich lese ja wirklich viele Bücher und viele davon sind richtig gut. Aber Autoren, die so mit Worten umgehen, wie Nina George es vollbringt, sind eine Ausnahme. Dieses Buch ist so schön, philosophisch, weise, traurig, humorvoll, melancholisch und erschreckend wahr. So ein intensives Leseerlebnis, wie mit diesem Buch, hatte ich schon lange nicht mehr.

Im Mittelpunkt des Buches stehen zwei Frauen, Claire und Julie. Beide sind ganz unterschiedlich und doch haben sie vieles gemeinsam. Die Geschichte dreht sich um die Zerrissenheit der beiden Frauen und deren Weg zueinander und zu sich selbst. Dabei gelingt es Nina George die individuellen Schicksale dieser beiden Frauen mit der Problematik von Frauen im Allgemeinen zu verbinden. Immer wieder fühlte ich mich in meiner Rolle als Frau, Mutter, Arbeitnehmerin, Partnerin, Hausfrau und Tochter angesprochen, als auch ertappt. Es bestätigte mich in meinen Empfindungen und hinterließ viele neue Denkanstöße. Es ist nicht möglich, dieses Buch zu lesen, ohne sich mit der eigenen Frauenrolle auseinander zu setzen. An manchen Stellen ist es wirklich schwer, die (selbstauferlegten) Grenzen der beiden Frauen auszuhalten.

Besonders gefallen hat mir das Meer, dass als Symbol das ganze Buch durchtränkt. Wofür es steht, muss wohl jeder bei Lesen selbst herausfinden. Durch die intensiven Beschreibungen von Nina George kann man sich darin einfach treiben lassen.

Es ist ein wundervolles Buch, voller beeindruckender Worte. Ansprechend und allgemeingültig. Es hat mir viel zu denken gegeben und mein Leben bereichert. Mein Lesehighlight im Jahr 2018.

"Wir sind niemals bereit für das Leben und tun es trotzdem" S. 174