Die authentischte Version von Literatur

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In dem Roman "Die schönste Version" verlieben sich Jella und der 10 Jahre ältere Yannick Hals über Kopf. Sie ziehen zusammen, ihre Liebe scheint perfekt. Doch genauso wie persönliche Einrichtungsgegenstände von Jella in der Wohnung fehlen, so verliert sie auch immer mehr ihre Autonomie und ihren freien Willen in der Beziehung. Sie will Yannick gefallen, doch um welchen Preis? Die subtilen Handlungen der Gewalt verstärken sich und Jella flieht.
Der Roman hat zunächst sehr unterschiedliche Gefühle und Eindrücke in mir ausgelöst. Der Schreibstil kommt ganz ohne zitierte wörtliche Rede aus, oft ist er etwas abgehakt und fragmentarisch. Das hat mich erst etwas genervt, weil es mir so gewollt kunstvoll vorkam. Auch etwas irritiert haben mich die vielen Beschreibungen von sexuellen Handlungen, die ich wegen der vulgären Sprache teilweise etwas "cringe" fand. ABER: Diese Geschichte muss erzählt werden, weil sie eine traurige Realität beschreibt, die viele Frauen erleben. Das Aufwachsen als Frau in einer Gesellschaft, voll von sexualisierter Gewalt und Sich-Anpassen und Gefallen-Wollen. Wie gewaltvoll Beziehungen sein können und Frauen sich trotzdem fragen: Ist das meine Schuld oder übertreibe ich? Es hat etwas gedauert bis ich mit dem Schreibstil warm geworden bin, am Ende hat mich die Geschichte und die Entwicklung und Beschreibung der Charaktere mit all den Ambivalenzen sehr berührt.
Fazit: Der Schreibstil etwas gewöhnungsbedürftig, aber Ruth-Maria Thomas erzählt eine Geschichte, die dringend gehört werden muss, um für Gewalt an Frauen zu sensibilsieren!