Interessante Innenansicht einer weiblichen Sozialisation
Das Cover des Buches, ein J-förmiger Ausschnitt des Gesichtes einer Frau auf hellrosa Grund, gefällt mir sehr gut und passt für mich auch zum Inhalt des Buches. Aus der Perspektive der Ich-Erzählerin Jella wird im Wesentlichen auf zwei Zeitebenen erzählt. Da ist die Jetztzeit, in der Jella von ihrem Freund Yannick, mit dem sie eigentlich eine sehr innige Beziehung verbunden hat, gewürgt wird, woraufhin sie eine Anzeige bei der Polizei erstattet und in ihr Kinderzimmer in der Wohnung des Vaters zurückzieht.
Erzählt wird von den Tagen danach, in denen Jella versucht, das Unverständliche zu verstehen, nach Gründen sucht, die es für eine solche Tat nicht gibt und hin und hergerissen scheint zwischen dem Wunsch doch wieder Kontakt mit Yannick zu haben und dem Gefühl, dass das was passiert ist unverzeilich ist. Unterbrochen wird diese Erzählebene durch Rückblenden in die Jugend von Jella, vor allem zur Entwicklung ihrer Sexualität, in der es auch früher schon Gewalterfahrungen gab.
Der Schreibstil des Buches -es ist im wesentlichen kurzen und prägnanten Sätzen geschrieben - hat mir sehr gut gefallen und dazu beigetragen, dass ich das Buch in kurzer Zeit gelesen habe.
Die Storys selbst blieb mir etwas zu eindimensional, insbesondere in den Passagen, die sich im wesentlichen auf die Aufzählung früherer Sexualpartner zu beschränken schien.. Andererseits waren es wohl genau diesen Begebenheiten und Erfahrungen die prägend für das Erleben von Jella in der Jetztzeit und auch ihr Selbstverständnis waren. Trotzdem finde ich etwas schade, dass andere Themen, wie die Trennung der Eltern oder die Entwurzelung durch den Verlust der Heimat aufgrund des Bergbaus und die immer noch spürbaren Unterschiede zwischen Ost und West, nur angerissen wurden.
Trotzdem ein Buch, was ich gerne gelesen habe, auch weil es mich an vielen Stellen zum Nachdenken über meine eigene Biografie gebracht hat.