roh und emotional

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brombeere Avatar

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Worum geht es?
Jella und Yannick führen eine gute Beziehung - meinen sie. Natürlich streiten sie sich auch mal, aber sie versöhnen sich ja auch leidenschaftlich. Bis Jella eines Tages zur Polizei geht, weil Yannick sie im Streit gewürgt hat.

Worum geht es wirklich?
Misogynie, toxische Beziehungen und Gewalt.

Lesenswert?
Ja, hat mich berührt und auch verärgert. Berührt, weil ich gerade die junge Jella so gerne in den Arm genommen hätte und verärgert, weil man als lesende Person die toxischen Aspekte der Beziehung mit bekommt, die Jella zu dem jeweiligen Zeitpunkt nicht bewusst waren. Je mehr man sich damit auskennt, desto mehr redflags sieht man von Anfang an.
Da sind Freund*innen, die das ganze weglächeln, Menschen, die die Augen verschließen und auch Personen, die dies nicht tun, aber sich dann abwenden.
Die Geschichte beginnt mit der Tat und Jellas Besuch bei der Polizei. Ab dann erfährt man Tag für Tag wie es Jella nach diesem Gewaltakt geht und rückblickend, wie sie aufgewachsen ist, wie sie beginnt sich für Mode, Musik und Make-up zu interessieren und auch für Jungs. All dies ist nicht sonderlich wohlwollend, sondern sehr von Male Gaze und Misogynie geprägt. Und so schlingert Jella bis zu ihrer Zeit mit Yannick.
Die Sprache ist sehr roh und teilweise vulgär, teilweise aber auch schön und zart. Generell ist das Buch gut lesbar, wenn man diese schweren Themen ertragen kann.
Die Figuren haben mir gut gefallen, sie waren sehr authentisch. Auch wenn nicht erklärt wird, wieso Jella in dieser toxischen Beziehung verharrt, so zeigen die ganzen vorherigen Geschichten auf, wie es zum Beispiel zu solchen Entscheidungen kommen kann. Ebenso ist das Verhalten von Jella nach der Tat sehr bewegend. Man erfährt die Ängste und psychischen Folgen, die sie durch Yannicks Angriff davongetragen hat und auch ihre Zweifel.
Ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen.