Zum Nachdenken und Mitfühlen!

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lilsin32 Avatar

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Martina Clavadetschers Roman entfaltet sich wie ein vielschichtiges Mosaik, in dem scheinbar lose Fäden auf subtile Weise miteinander verwoben werden. Der Einstieg mit dem Toten im Eis wirkt wie ein Schlag – ein Moment der Irritation, der sich wie ein Riss durch die glatte Oberfläche des Alltags zieht. Ab da beginnt eine Reise in eine Welt voller symbolischer Bilder, Andeutungen und tiefgreifender Fragen.

Die Figuren sind teils skurril, teils erschütternd real: Kern, der reiche Erbe, der nicht sehen *will*, seine Mutter, die wie ein Schatten das Haus beherrscht, und die scheinbar unbedeutenden Menschen am Rande, die mehr verstehen als der Rest. Rosa aus dem Wohnwagen ist dabei eine besonders starke Figur – weise, unbequem und zugleich fast magisch.

Clavadetschers Sprache ist poetisch, verdichtet und präzise. Sie schreibt mit einer Wucht, die leise ist – aber trifft. Die Geschichte bleibt rätselhaft, vieles schimmert nur durch. Doch gerade das fordert heraus: zum Nachdenken, zum Mitfühlen, zum genauen Hinsehen. Und genau darum geht es: Was übersehen wir in unserer Welt? Wo beginnt Verantwortung?

Ein sprachlich wie gedanklich anspruchsvolles Werk mit starker politischer und gesellschaftlicher Relevanz – keine einfache Lektüre, aber eine, die lange nachwirkt.