Alles hängt mit allem zusammen

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ada2011 Avatar

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Die Leseprobe hatte mich noch nicht so richtig überzeugt. Mir hatte der Schreibstil gefallen und eine Ahnung, dass der Roman etwas für mich sein könnte. Nein, sicher war ich da noch nicht.

Jetzt 2 Tage nach dem Erhalt des Romans weiß ich, dass dieses Buch mich wirklich überzeugt hat und meine Erwartungen weit übertroffen wurden.
Der Schreibstil der Autorin ist etwas ungewöhnlich. Die wörtliche Rede erscheint etwas zurück gesetzt und mit Stabsstrich. Hat man das erst einmal erkannt, ist das kein Problem beim Lesen. Die Autorin hat großzügig kleinere Abschnitte unterschieden und so kommt man gut durch den Text.

Zum Inhalt möchte ich nicht viel sagen, denn ganz ehrlich, ich weiß gar nicht, womit anfangen. Jeder Erzählstrang und jede Figur dieser Geschichte hängt mit einem anderen Strang und anderen Geschichten zusammen, so wie im tatsächlichen Leben wohl auch. Dies macht die Geschichte ungeheuer spannend, weil bei aller Phanatasie sich hier nichts voraus ahnen lässt.

Dass dieser Roman letztendlich seine Tentakeln bis in die Nazizeit zurück ausstreckt, hätte ich nicht erwartet. Auch dass ich durchaus neue Erkenntnisse gewonnen haben über Zusammenhänge damals und heute und über das Gewähren lassen. Und noch heute partizipieren so viele Menschen vom Reichtum der im Holocaust ums Lebens und ums Vermögen Gebrachten. Und weniger denn je interessiert dieser mörderisch unrechtmäßig erworbene Reichtum die Menschen, geschweige denn, dass noch daran gearbeitet wird, dieses Unrecht endlich wieder gut zu machen bzw wenigstens aufzudecken. Wieder gut machen kann das niemand.

Martina Clavadetscher hält der Gesellschaft, zusammengesetzt aus den unterschiedlichsten Menschen, den Spiegel vor und nicht viele kommen gut dabei weg. Da kein Interesse an tatsächlicher Aufarbeitung besteht, müssen sich auch die Wenigen, die etwas ans Licht bringen wollen und aufpassen, dass sich Geschichte nicht wiederholt, krimineller Methoden bedienen.

Dieses Buch geht an die Substanz, wenn man es zulässt und ich kann es allen wärmstens ans Herz legen, die gute Literatur zu schätzen wissen und hinter die Worte schauen wollen.