Bizarres Spiegelbild

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ginger Avatar

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… das die Autorin Martina Clavadetscher der Gesellschaft vor die Nase hält. Inklusive abstoßendem, aber wohlgesetztem Cover.

Die Handlung beginnt gradlinig, es wird eine Leiche im zugefrorenen See gefunden und zunächst geht man davon aus, dass es darum geht, herauszufinden, was passiert ist. Aber das ist es nicht, es ist viel mehr ein Trigger, der die Geschichte ins Rollen bringt. Schibig, ein zurückgezogener Archivar, der die Menschen möglichst meidet, wird zum See gerufen und trifft dort die Alte, deren Namen wir nicht erfahren. Sie ist es, die ihn aus dem gemütlichen Kokon holt und ihn für einen Teil Schweizer Geschichte in der Nazizeit sensibilisiert.

Parallel erfahren wir einiges zur Familie Kern. Die uralte Matriarchin, die dem Tod trotzt und über ihren Sohn verfügt. Eben dieser, der sich wünscht, dort auszubrechen, aber zu schwach ist.

Alles hängt irgendwie zusammen, wie, erfährt man erst mit der Zeit. Raue, schillernde und bösartige Charaktere, passend zur Erzählung, sind sie doch die Erzählung.

Sprachlich ist das Buch ein Vergnügen, da sich die Autorin einer fast poetischen Ausdrucksweise bedient und eine spezielle Atmosphäre schafft. Definitiv kein Easy Read, trotzdem aber eine gewisse Sogwirkung auslöst.