Eindringlicher Roman
„Bei undurchsichtigen Geschichten geht es oft um Ausdauer. Und um die richtigen Handlungsträger. Es braucht immer einen Helfer wie auch einen (…) Helden.“
Was sich auf den ersten Seiten (ohne den Klappentext zu beachten) als ein klassischer Kriminalfall darstellt, taucht bald tief in die Vergangenheit ein und fragt nach Schuld, versucht das Dunkel der Geschichte zu beleuchten und schlägt einen erschreckenden und wahren Bogen in unsere Zeit.
Ein Junge findet in einem Schweizer Örtchen einen Toten im Eis. Der eilig herbeigerufene Archivar, der die Echtheit der Leiche bestätigen soll, wird von den Ereignissen verschlungen. Rosa, eine Seniorin aus dem Wohnwagen in der Nähe, schließt sich mit ihm zusammen und ermittelt. Da ist Kern, der in einer gescheiterten Ehe lebt und obendrein seine beinahe 100jährige Mutter zuhause hat - bettlägerig und trotzdem die Spinne im Netz von weitreichenden Ereignissen.
Sobald man die erste Schicht des Krimis vom Roman abgekratzt hat, offenbart sich ein düsteres Stück der Vergangenheit - Clavadetscher hat über die Nazikonten geschrieben, über die Rolle der Schweiz in diesem Geldtransfer und über deren Nachfahren. Und über das Heute. Und darüber, dass wir aus der Geschichte nichts gelernt haben.
Das Duo aus dem unter Angstzuständen leidenden Archivar Schibig und Rosa muss man einfach gern haben. Sie sind ein schrulliges Duo, doch insbesondere hinter Rosa steckt mehr als der Lesende zunächst vermutet. Ich mochte die Kapitel mit den beiden sehr - werden sie doch von einem anfänglich geteiltem Kaffee zu Freunden über das Buch hinweg, was beide eigentlich schon lange gebraucht haben, aber besonders Schibig sich nie eingestehen wollte. Die Gespräche zwischen den beiden waren für mich ein Highlight des Buches - auch der Stil, in der zB. Rückblenden von ihm gehalten waren. Man merkt, dass die Autorin da einen besonderen Kunstgriff angewandt hat um, das Stück der Geschichte noch mal besonders hervorzuheben.
Kern habe ich immer als eine Figur am Rande des Abgrunds empfunden. Es war ein Drahtseilakt zwischen seiner psychotischen Mutter, dem unerfüllten Kinderwunsch von Hanna und ihm und der Traurigkeit, die anstelle ihrer Liebe getreten ist. Kern lieferte einen wichtigen Baustein - er hatte Zugang zur oberen Bevölkerungsschicht und die Erkenntnisse haben mir einen Schauer über den Rücken laufen lassen.
Ckavadetscher stellt immer die Frage in den Vordergrund, ob wir weiter Wegschauen wollen. Ob wir stumm dulden wollen, was vor unseren Augen geschieht. Ob wir nicht aus dem Schrecken der anderen gelernt haben - das ist die eindringlichste Frage, die „Die Schrecken der Anderen“ an uns stellt.
Dass man so ein Werk nicht ohne ein solides Konstrukt erzählen kann, ist mir klar. Trotzdem haben für mich die Verstrebungen und Anker an manchen Stellen zu sehr durchgeschimmert, insbesondere an den Punkten, an denen sich die beiden Erzählperspektiven verschränken, auch im Bezug auf die Vergangenheit.
Clavadetscher hat einen eindringlichen und besonderen sprachlichen Stil, den ich teilweise sehr gelungen fand, manchmal auch sehr passend zur jeweiligen Situation und Figur. Doch richtig gebrannt habe ich für ihren Stil nur an wenigen Stellen.
Ein eindringlicher Roman, der eine beklemmende Atmosphäre webt und uns immer wieder daran erinnert, das Wegschauen auch Schuld gebiert. Die Themen sind historisch und aktuell wie nie, auch wenn der Roman für mich kein Highlight war, nehme ich trotzdem einiges daraus mit.
Was sich auf den ersten Seiten (ohne den Klappentext zu beachten) als ein klassischer Kriminalfall darstellt, taucht bald tief in die Vergangenheit ein und fragt nach Schuld, versucht das Dunkel der Geschichte zu beleuchten und schlägt einen erschreckenden und wahren Bogen in unsere Zeit.
Ein Junge findet in einem Schweizer Örtchen einen Toten im Eis. Der eilig herbeigerufene Archivar, der die Echtheit der Leiche bestätigen soll, wird von den Ereignissen verschlungen. Rosa, eine Seniorin aus dem Wohnwagen in der Nähe, schließt sich mit ihm zusammen und ermittelt. Da ist Kern, der in einer gescheiterten Ehe lebt und obendrein seine beinahe 100jährige Mutter zuhause hat - bettlägerig und trotzdem die Spinne im Netz von weitreichenden Ereignissen.
Sobald man die erste Schicht des Krimis vom Roman abgekratzt hat, offenbart sich ein düsteres Stück der Vergangenheit - Clavadetscher hat über die Nazikonten geschrieben, über die Rolle der Schweiz in diesem Geldtransfer und über deren Nachfahren. Und über das Heute. Und darüber, dass wir aus der Geschichte nichts gelernt haben.
Das Duo aus dem unter Angstzuständen leidenden Archivar Schibig und Rosa muss man einfach gern haben. Sie sind ein schrulliges Duo, doch insbesondere hinter Rosa steckt mehr als der Lesende zunächst vermutet. Ich mochte die Kapitel mit den beiden sehr - werden sie doch von einem anfänglich geteiltem Kaffee zu Freunden über das Buch hinweg, was beide eigentlich schon lange gebraucht haben, aber besonders Schibig sich nie eingestehen wollte. Die Gespräche zwischen den beiden waren für mich ein Highlight des Buches - auch der Stil, in der zB. Rückblenden von ihm gehalten waren. Man merkt, dass die Autorin da einen besonderen Kunstgriff angewandt hat um, das Stück der Geschichte noch mal besonders hervorzuheben.
Kern habe ich immer als eine Figur am Rande des Abgrunds empfunden. Es war ein Drahtseilakt zwischen seiner psychotischen Mutter, dem unerfüllten Kinderwunsch von Hanna und ihm und der Traurigkeit, die anstelle ihrer Liebe getreten ist. Kern lieferte einen wichtigen Baustein - er hatte Zugang zur oberen Bevölkerungsschicht und die Erkenntnisse haben mir einen Schauer über den Rücken laufen lassen.
Ckavadetscher stellt immer die Frage in den Vordergrund, ob wir weiter Wegschauen wollen. Ob wir stumm dulden wollen, was vor unseren Augen geschieht. Ob wir nicht aus dem Schrecken der anderen gelernt haben - das ist die eindringlichste Frage, die „Die Schrecken der Anderen“ an uns stellt.
Dass man so ein Werk nicht ohne ein solides Konstrukt erzählen kann, ist mir klar. Trotzdem haben für mich die Verstrebungen und Anker an manchen Stellen zu sehr durchgeschimmert, insbesondere an den Punkten, an denen sich die beiden Erzählperspektiven verschränken, auch im Bezug auf die Vergangenheit.
Clavadetscher hat einen eindringlichen und besonderen sprachlichen Stil, den ich teilweise sehr gelungen fand, manchmal auch sehr passend zur jeweiligen Situation und Figur. Doch richtig gebrannt habe ich für ihren Stil nur an wenigen Stellen.
Ein eindringlicher Roman, der eine beklemmende Atmosphäre webt und uns immer wieder daran erinnert, das Wegschauen auch Schuld gebiert. Die Themen sind historisch und aktuell wie nie, auch wenn der Roman für mich kein Highlight war, nehme ich trotzdem einiges daraus mit.